don’t worry

Hallo! Bitte keine Sorgen machen ob kryptischer Andeutungen meinerseits, mir geht’s hier ganz gut bis auf ein paar blöde Fallen, die mir so ein Typ aus Leipzig manchmal stellt, aber ich werde mit ihm fertig. Und: Es gibt viel zu tun, darum stocken die Beiträge etwas und ich kann endgültig nur in Auszügen berichten. Das soll aber jetzt passieren.

Die letzte Woche begann mit einem sehr interessanten Treffen mit Sam Oakland, der sich unter anderem als treibende Kraft hinter dem 1971 erlassenen Oregon Bicycle Bill sieht. Wichtig insofern, als daß es festlegt, daß mindestens ein Prozent der Mittel für Straßenbau für Fuß- und Radverkehr ausgegeben werden müssen und damit ein Grund dafür, daß hier ein ziemlich annehmbares Radwegenetz entstanden ist.

Footpaths and bicycle trails, including curb cuts or ramps as part of the project, shall be provided wherever a highway, road or street is being constructed, reconstructed or relocated.

Außerdem: Oakland “erfand” die Bicycle Lobby, eine Gruppe, über die es noch mehr herauszufinden gilt. Unter anderem durch einen Stapel Kopien von Originaldokumenten, die er mir zukommen läßt und eine Diplom/Master(?)arbeit, die jemand über ihn und sein Wirken (?) geschrieben hat. Der Mann ist rührig, kam als junger Mann in die Gegend und hat es nach Stationen als Bike-Lobbyist, Englisch-Professor und Anwalt inzwischen zum United States Forest Service Park Ranger gebracht, was er, wie er sagt, schon immer sein wollte. Prima prima, gute Informationen!

Um die Lobbyarbeit unabhängig von Status und Geschlecht zu machen, firmierte er in den frühen Siebzigern unter “S. Oakland, Clerk” (siehe Briefkopf, Buchhalter/Schreiber), was er nicht ohne Stolz hervorhob und mich an die Gender-Expert_innen back home denken ließ, was ich sowieso ziemlich oft tu.

Jonathan Maus hatte auch Zeit für mich, dummerweise konnte ich nicht aufnehmen, da nach der wahnsinnig spannenden Aufzeichnung meiner Hinfahrt zum Treffen in der Tasche der Akku…naja, passiert, mir jedenfalls. In das Shirt wird er hoffentlich reinwachsen.

Am Montag ging es dann zu Aaron Hayes von Courage, und das war dann ziemlich gut. Er zählt zu der jungen Welle neuer Rahmenbauer, die am UBI ihre ersten Schritte in Sachen Rahmenbau taten und seitdem ziemliche Öffentlichkeit genießen. Der Best New Builder Award auf der NAHBS 2008 hat dazu einiges beigetragen, er verkauft inzwischen von Japan bis nach Schweden, interessanterweise noch kein einziges Rad nach Portland. Acht Jahre Berufserfahrung als Designer hinterlassen ziemlich deutliche Spuren auf seinen Rädern und seiner Marke, für mich einer der besten “jungen” vor Ort. It’s obviously not just about building bikes…später vielleicht mehr.

War ein sehr interessantes, langes Interview mit einigen tollen Zitaten. Framebuilding als romantischer Entwurf in der Außensicht, let’s talk about the inner facts. Wies mich auf diesen Artikel hin, den ich mir morgen vornehmen werde.

Gestern dann neben allem organisatorischem Kram ging es zu Andy Newlands von Strawberry. Er ist der dienstälteste Rahmenbauer vor Ort, baut seit 1971 und verkauft heute größtenteils Rahmenbau-Hardware. Außerdem ist er Gründungsmitglied der Oregon Bicycle Constructors Association, über die auch noch einiges herauszufinden ist, kurzer Abriß und Gründungsmitglieder hier. Talk about networking. Seine Perspektive ist eine völlig andere, viel weniger internet-driven, nach zwei Stunden hab ich die Aufnahme abgeschaltet und wir sind alte Kataloge durchgegangen, er kramte sogar einen Retrovelo-Katalog hervor und seine Frau setzte sich zu uns. Was für ein Glück: Die beiden sind der Überzeugung, daß Frans Pauwels einer der wichtigsten Begründer hiesiger Cycling Tradition ist. Und: Seine Frau hat über ihn gerade einen Artikel fertiggestellt, der bald veröffentlicht werden soll und sich seit gestern unter anderem auch in meinem Besitz befindet. Noch nicht gelesen, aber sie hat einige Leute getroffen und öffnet mir damit ein weiteres Feld, mit dem ich nicht gerechnet habe. Es gab dann Diner, zu dem ich eingeladen wurde und irgendwann endeten wir in der Einfahrt, rauchend, trinkend und mit weiteren Verabredungen. Fundstück aus der Antwort von Raleigh Industries, 1971, auf eine Anfrage Newlands hinsichtlich Rahmenbaus:

Makes me jump up and down, damit kann ich arbeiten.

Und heute dann Jay Sycip, der bei der wiederbelebten Marke Cielo im Hause Chris King die Serienfertigung handgebauter Rahmen betreut. Wie so viele ist er vor nicht langer Zeit hierher gekommen und damit perfekter Gesprächspartner für mich, wenn es um die Aufschlüsselung der Anziehungskraft geht, die Portland für (u.a.) “Bike People” zu haben scheint. Immerhin hat er Sycip verlassen, wo er 16 Jahre lang Rahmenbauerfahrung mit seinem Bruder Jeremy sammelte. Und was in punkto Anziehungskraft immer wieder fällt: Quality of Life. Ob aus Seattle, San Francisco, Los Angeles oder wo auch immer kommend, immer wieder sind niedrige Lebenshaltungskosten, Density (Dichte in allen möglichen Dimensionen), die Möglichkeit, ohne besondere Klimmzüge hauptsächlich per Rad vorankommen zu können die schlagenden Argumente, neben all den ebenso kleinteiligen Geschwistern der Bike-Szene die da heißen: Microbrews (kleine Brauereien), Coffeeshops (Kaffee…), Arts, Fashion…attracting the creative class war ein Schlagwort. Es ist schwierig, das hier alles vorkommen zu lassen, trotzdem: Tolles Ding, wenn sich das selbst entworfene Argumentationsfeld in den Gesprächen verdichtet, wenn ich teilweise genau die Sachen höre, die ich vermutet habe, wenn teilweise ungefragt die gleichen Wortgruppen fallen…es könnte wirklich schwieriger ablaufen. Rahmenbau verdient endlich einen eigenen Artikel, in dem es nicht nur um Rahmen geht.

Jedenfalls war das Sycip-Meeting ein derart ergiebiges, daß ich es mir auf dem Nachhauseweg gleich nochmal angehört habe, nachdem ich noch Gasthörer eines Treffens OBCA – bikeportland.org sein durfte. Bei hier gebrautem Bier, klar.

Morgen treffe ich dann Greg Fredette, Director hinter Veer, der für den Film ein paar Akteure der hiesigen Bike-Szene (mir gehen die Übersetzungen aus…) ein Jahr lang begleitete, was auch ganz spannend werden dürfte. Danach geht es dann per Zug nach Seattle und am Freitag weiter nach Vancouver, British Columbia, wo mich die Leute von Momentum für anderthalb Tage aufnehmen, Expertinnen für North American Cycling Cities und regelmäßige NAHBS-Besucher. Canada, here we come!

Das also mein Bericht in Auszügen, wer immer noch nicht genug hat:

Jeff Mapes (wir erinnern uns) verkauft ziemlich viele Bücher und bekommt ein Review (wieder) in der New York Times von David Byrne. Und ein semi-legales Rennen auf Kinderrädern (dark, fast and sometimes even brakeless [Reizwort included here for your convenience]) bekommt von der über Jahre Sonntag nachts durchjagten Stadt einen 10.000$-Fahrradständer geschenkt.

In a bit:

G.

Autor:
Datum: Donnerstag, 4. Juni 2009 3:28
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4 Kommentare

  1. 1

    Hossa! Mir klingelt der Helm grad ganz ordentlich. Um Deinem Eintrag und allen Links zu folgen, hat man schon zu tun. Seeehr gut. Wieder danke – wir heben eins auf Dich mit, wenn wir am Sonntag ins Böhmische kommen.

  2. Hance Vance Dance
    Montag, 8. Juni 2009 16:23
    2

    Und genau das hat man getan…viel auf dich gehoben!
    Denk an die Gefahr der Überforderung der Lerner durch zu komplizierte Hypertexte ;-)
    Gute Nacht

  3. 3

    spannend das alles… mehr!

    vorhin hab ich einen blogeintrag von paul sadoff gelesen, der dich interessieren könnte: http://overopinionatedframebuilder.blogspot.com/2009/05/tale-of-two-cities-does-portland-need.html

    jetz geh ich ersma weiter überlegen, wie ich das ganze gst-gepäck am fargokart verteile…

    grüße, mtn.

  4. 4

    Jo Martn, den Artikel habe ich schon mit einigen hier diskutiert, da kommt hoffentlich auch bald ein Eintrag für.

    Keep fargoing!

    G.

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