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meeting sustainable people

Mittwoch, 20. Mai 2009 10:34

Gestern Vorgestern war ich wie gesagt Teilnehmer eines Meetings von Vertretern der Bike Industry und Bürgermeister Sam Adams. Mighty interesting! Anwesend waren unter anderem Vertreter von Sweetpea Bicycles, Chris King, Showers Pass, Bike Gallery, River City Bicycles und einige andere mehr. Adams, im Amt seit dem 1.1.2009 und vorher unter anderem als Chef des Portland Office of Transportation und des Portland Bureau of Environmental Services tätig, genießt hohe Akzeptanz innerhalb der Bike Community. Im letzten Jahr fiel mir auf, daß er (bzw. sein damaliges Büro) einer von drei Haupt(!)sponsoren der NAHBS war und offensichtlich auf Wählerstimmen aus dem Bikebereich baute.

Im gestern verteilten, zu 80% komplettierten Dokument namens City of Portland Economic Development Strategy (.pdf) heißt es dann auch:

Portland’s economic future lies in its greatest strength, the sustainable way of life that has been meticulously cultivated over the past 40 years. This strategy builds in that tradition by offering the following goal:

To build the most sustainable economy in the world.

Das klingt…durchaus ambitioniert. Und:

International Leadership in Sustainability

Portland is now positioned as the frontrunner to be the capital of the global green economy. This unique competitive position is due to the following interrelated factors:

1. Existing concentration of firms in clean technology and sustainable industries.

Portland is home to one of the most significant concentrations in the U.S. of firms in the renewable energy, environmental services, recycling, and green building sectors. In particular, the city boasts notable concentrations of green building and wind energy firms, including the North American headquarters of Vestas and Iberdrola. The metro region is benefitting from an influx of solar energy firms, which now number nearly 40.  Equally important is a growing supply of experienced employees for clean tech firms: the region possesses talent clusters 84% greater than similar sized regions for renewable energy and 43% greater for environmental services and recycling. In short, when clean tech and other green firms are seeking a location to form or expand their businesses, Portland is on the list and usually near the top.

2. Years of recognized leadership in all facets of sustainable living – green building, transit, land use, recycling, and bicycle use.

Portland has become the ultimate laboratory for innovations in alternative energy, green building and green living.  An unwavering commitment over nearly 40 years to producing and enhancing a cleaner, more sustainable lifestyle has produced a city and region at the forefront of alternative transportation use, green and energy efficient building, and promotion and usage of non‐carbon‐based energy sources.    In the race to be proclaimed the greenest city in America, Portland has the distinct advantage of actually doing more than just talking about sustainability ‐ and businesses, entrepreneurs, and aspiring green sector talent know this. Investment and talent seeking a place in the emerging green economy now gravitate to Portland.

Es ist ein städtisches und somit politisches Dokument, aber man bekommt einen Eindruck des Hintergrunds, vor dem sich Fahrrad hier abspielt. Diverse Male ist mir inzwischen auch die Bezeichnung Portlands als “Ecotopia” zu Ohren gekommen. Und als ich gestern bei New Seasons, dem Supermarkt für die grün-bewußten und entsprechend kleingeldbewehrten Konsument_innen des dritten Jahrtausends einkaufen war, waren natürlich alle Fahrradständer belegt. Auch während des Meetings angesprochen: Man brauche mehr Parkmöglichkeiten für Transporträder.

Interessant ist aber auch die Beschreibung des “sustainable way of life” als in den letzten 40 Jahren “meticulously cultivated”, also ein akribisch aufgebauter/kultivierter Lebensstil. Deswegen treffe ich mich am Freitag auch mit Sam Oakland, dem bei der Mapes-Lesung getroffenen Bike-Veteran, zum ersten tiefschürfenden Interview. “Sustainable way of life” bezieht sich offensichtlich auf mehr als Fahrradverkehr und generelle Fahrradverehrung, aber sie sind ein Teil dessen, soviel ist klar. Nebenbei bedeutet das auch, liebe Freunde des einfachen Weltbilds, daß sogar unter Bad Poster Boy Bush andere Fahrzeuge rollten als SUVs und ab und zu ein Panzer. Wer hätte das gedacht? (Es gibt tatsächlich Menschen mit offensichtlichen, teilweise unverzeihlichen Bildungslücken, die mich ob meiner Fahrradrecherchen in den USA relativ fragend angeschaut haben.)

Okay, das Meeting. Einen kleinen mentalen Freudensprung machte ich bei Adams Frage: “How to extend the brand?” Wie die Marke ausbauen? Die Marke Portland. Denn, es geht hier um Imagebildung. Es ging um Messeauftritte mit Portland-Ständen (auch Eurobike fiel), es ging um Artikel in der New York Times, und mir fällt da ziemlich schnell zum Beispiel eine Ausstellung oregonischer Rahmenbauer ein, die im letzten Jahr auf dem Flughafen zu sehen war.

Video übrigens online gestellt von der Portland Development Commission.

Kauft man sich ein Rad von hier, weil man eben an dieses “Sustainable Portland” oder auch an Cyclocross Portland anschließen will? Kauft sich jemand, der in LA wohnt und ein Rad namens Farmers Market anschafft, damit sein Bekenntnis zu einem umweltfreundlichen, ressourcenschonenden und energieeffizienten Lebensstil, und sei es auch nur für sich selbst (Man sollte als Fahrradmensch [brrr....] nie vergessen, wie herzlich egal der eigene Untersatz dem sozialen Umfeld [glücklicherweise!?!] bisweilen ist…)? Ob und inwieweit das zutrifft – neben anderen Gründen – versuche ich herauszufinden. Unter anderem werde ich schauen, wie viele Rahmenbauer_innen einen Slogan wie “Handmade in Portland, Oregon” auf Kettenstrebe/Sitzrohr etc. aufbringen und inwiefern sich Kunden explizit auf die Herkunft des Rahmens/Rades beziehen. Und ob es Sweetpeas bis LA schaffen. Wir werden sehen.

Das Meeting drehte sich auch noch um andere Punkte, Krankenversicherung, Bike-Infrastruktur, öffentlichkeitswirksames Auftreten Adams’ bei lokalen Top-Events wie der Cross Crusade und die Öffnung “subkultureller” Events für den Mainstream, Average Joe oder wie auch immer man den durchschnittlichen Bürger bezeichnen will. Am Ende versicherte man sich gegenseitig seiner Wertschätzung und ich fragte noch ein paar Interviewtermine an. Dort so einfach reinzukommen und einen Einblick in die Kommunikation lokaler Akteure zu bekommen gehört zu den unberechenbaren Zufällen, in die ich hier auf jeder Tour reingetaumelt bin. Verlassen kann ich mich nicht drauf, aber spannend ist es immer wieder.

Zum Abschluß ein Bild meines überdimensional sustainable Abendessens nach einer abermaligen Genußfahrt auf meinem neuen Haustrail hinunter zur St. Johns Bridge.

In a bit:

G.

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