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not reaching any beach at all

Sonntag, 17. Mai 2009 0:30

Reach the Beach? Ja, wollte ich mitfahren. Nach drei Stunden Schlaf bin ich gegen halb sechs aufgestanden, habe Reifen gewechselt, Kaffee gekocht, mich gefragt, wie ich in dem Zustand 170 km treten will und wie ich bis spätestens 8 an der Einschreibung bin (geschätzte Anreisezeit: 60-90 Minuten, Beaverton) und ob die ca. 150$ für Einschreibung, Spende und Rückticket das wert sind daß ich mich verdammt quälen werde. Und dann hab ich einfach nochmal auf die Seite der Bibliothek geschaut und sehe dort:

Writers Talking. Join us as Jeff Mapes discusses his new book Pedaling Revolution: How Cyclists Are Changing American Cities.

Danke, Entscheidung abgenommen. Mapes ist Autor für den Oregonian, wohnt in Portland und hat vor kurzem dieses Buch veröffentlicht, das ich mir nach Leipzig hatte schicken lassen. Er schreibt über das Wiederaneignen amerikanischer Städte durch Radfahrer_innen, über die Renaissance des Rades als Verkehrsmittel und Portland hat ein eigenes Kapitel bekommen. Das lese ich noch schnell zu Ende und auch jenes zu New York (und seit letztem Jahr ist klar, wie gut man dort Rad fahren kann), schlafe noch etwas und rausche dann in die Bibliothek. 19 Leute sind da und es hat was von ADFC-Ortstagung. Egal. Er erzählt, liest Auszüge, beginnt eine Diskussion. Da meldet sich der neben mir sitzende ältere Herr mit dem US Forest Cap zu Wort und erzählt vom Anbringen irgendwelcher Zäune an der I-5-Brücke über den Columbia, irgendwann in den siebziger Jahren. Ich hab das nicht mehr ganz da (und die Brücke bzw. ihre Nachfolgerin wird zur Zeit ziemlich rege diskutiert). Jedenfalls scheint er sehr gut informiert, schließt ab, und daraufhin Mapes:

“This by the way is Sam Oakland. If you want to know anything on Portland’s bicycling history, he’s the one to talk to. He’s been around, he knows everything.”

Hab ich Glück? Hab ich nen Lauf? Oakland steht vor Ende auf und geht, ich folge ihm, er ist ziemlich zugänglich und natürlich gesprächsbereit. Super. Danach stelle ich mich kurz bei Mapes vor, Treffen geht klar, aber wir könnten auch gleich. Das haben wir dann kurz gemacht, über die Amsterdam- und Copenhagen-Euphorie hiesiger (Rad-)Verkehrsplaner und -fahrer gesprochen, er hat noch ein paar Abschnitte des Buches zusammengefaßt (die ich kannte) und mir dann noch zwei Leute genannt, die zu kontaktieren sich auch lohnen könnte. Zufriedend und schlafmangelnd benebelt esse ich einen Burrito und es ist heiß.

Und dann hab ich mich einfach treiben lassen, durch North West und hin zum Leif Erickson Drive, einem von Joggern, Hundejoggern und Radfahrern frequentierten Weg durch den Forest Park am Westufer des Willamette. Farne, bemooste Bäume, Sonne, Schatten. Von Seitentälchen zu Seitentälchen windet sich der Forstweg und ich halte ab und zu an, um ein Bild zu machen. Irgendwann nehme ich die Saltzman Road auf den Rücken und finde einen tollen, nicht gesperrten Trail zurück zum Leif Erickson. Und kurz danach weiter runter, weiter Trail bis zur St. Johns Bridge. Mir geht’s verdammt gut und hier könnte ich öfter sein.

Habe ich schon erwähnt, daß ich vorgestern abend noch schnell bei CleverCycles war, um die Kassette für Reach the Beach zu wechseln, mich Tyler danach auf ein Bier einlud und zufällig im Pub um die Ecke ein Carfree-Treffen von bikeportland.org abgehalten wurde? Und daß ich dort Elly Blue traf, die Managing Editor bei bikeportland.org ist und deren Chef, Jonathan Maus, mir seit einer Woche nicht geantwortet hat, was er vor einem Jahr tat, jetzt aber anscheinend bis über beide Ohren in Arbeit steckt? Aber Elly antwortet jetzt.

Tolle Woche. Nächster Schritt.

Und der Strand muß warten. Oder ohne mich auskommen, mal sehen.

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G.

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Reach the Beach

Dienstag, 12. Mai 2009 3:56

Am nächsten Samstag startet hier Reach the Beach. Von vier Städten ausgehend fahren 3000 Fahrer auf der Straße nach Pacific City am Strand, natürlich per Rad. Ich werde dabei sein und wie alle anderen Teilnehmer zum Wohle der American Lung Association of Oregon starten. Das macht das ganze zum Charity Event, bei dem jeder Teilnehmer zusätzlich zum Startgeld mindestens 50$ an selbst gesammtelten Spenden einbringen muß, die der ALA und ihrer Arbeit zugute kommen. Die Spendengelder, die 78% der Finanzierung der ALA ausmachen, werden zum Beispiel zur Vorbeugung und Behandlung von Lungenkrankheiten sowie für Nichtraucherprogramme am Arbeitsplatz eingesetzt. Die Strecke von Portland ist etwa 104 Meilen/167 km lang und ist demnach ein sogenanntes Century. Wer zu meinen obligatorischen 50 Spenden-Dollars etwas beitragen möchte kann das sehr gern tun. Schreibt mir dazu bitte eine Mail, ich schicke dann die Bankverbindung. Wenn’s mehr werden sollten wird natürlich mehr gespendet. Normalerweise registriert man sich natürlich viel früher und daraufhin entbrennt wohl nicht selten ein Spendenwettlauf, ich muß das in dem Fall etwas abkürzen. Ich hatte die letzten Wochen noch ein paar andere Dinge zu tun und bin erst jetzt in der Lage, mich überhaupt anzumelden. Die Strecke ist wohl relativ steigungsarm verglichen mit letztem Sonntag und so bin ich mit wieder fast neuwertigem Knie guter Dinge, Samstag Nachmittag nach einem sonnigen Ritt selbiges in den Pazifik tauchen zu können.

Ich freue mich über Unterstützung, gefahren wird sowieso!

Und nun begebe ich mich ins Bett nach einem großartigen Pub-Abend, der mir unter anderem einen Kontakt ins City of Portland Office of Transportation herstellte. Es geht los und morgen geht’s weiter.

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G.

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Larch Mountain I

Sonntag, 10. Mai 2009 23:47

Ich habe den verdammten Jetlag unterschätzt. Freitag früh raus, sehr früh, produktiv sein, Mittagsspaziergang, abfallende Aufmerksamkeitskurve und ab in den Dämmerzustand mit fliegendem Wechsel in Richtung Tiefschlaf. Herrje. Trotzdem, teilweise mit Hilfe des wissenschaftlichen Betreuerstabs back home kann ich ein paar Punkte abarbeiten.

Gestern schiele ich aus meinem nachmittäglichen Dämmerzustand zur Karte und entdecke dort Larch Mountain, einen längst erloschenen Vulkan, und wäre ich physischer Geograph, folgten jetzt hier drei Absätze dazu. Der bin ich aber nicht. Jedenfalls ist Larch Mountain angenehm hoch (1238 m) und der vergleichende Blick auf Portland offenbart mir, daß das eine Differenz von 1223 Höhenmetern ergibt. Gut, ich sitze etwas auf dem Hügel, lassen wir es 1200 m sein. Auf der Karte sieht er verdammt nah aus, wie so oft in diesem Land. Ich verschätze mich hier ständig hinsichtlich Entfernungen, das weitgehend schachbrettartige Straßenmuster täuscht immer wieder Nähe vor und so sind es dann doch um die 60 km bis zum Gipfel. Eine asphaltierte Straße führt hinauf, das ist genau was ich brauche.

Nach Reifenwechsel, Frühstück, Anruf zu Hause, Anruf zu Hause II und einem kurzen Gespräch mit Familie Rehfeld lege ich los, Müdigkeit abschütteln, Körper durchpumpen, hinaus hinaus zum Marine Drive. Kurz vor dem Flughafen will ich dieses Bild machen. On. Off. On. Klappe auf. Der Akku liegt wohlig schlummernd im Ladegerät. Ich bin nicht mal wütend, ich lache über mich selbst und drehe um. Wer weiß, ob ich die Tour nochmal machen kann, Kamera muß mit. Als ich wieder los fahre ist es halb eins… Und der Marine Drive streckt sich. Ich überhole ein fahrendes Klischee (Kona Sutra, Brooks, Titec H-Bar) und Rennradfahrer allen Alters und Geschlechts spielen mit mir Sonntag. Irgendwann erreiche ich Troutdale, quere die Gleise und befinde mich an der Einfahrt zum Historic Columbia River Highway.

Schlagartig befinde ich mich in einer kleinen Schlucht zwischen Felsen und Wasserlauf, gespickt mit Ausflugslokalen und Häusern unter oregonischen Riesenbäumen. Das dauert nicht lang, ich verlasse die Schlucht und die Steigung beginnt. Stetig, nicht zu leugnen, moderat bis ordentlich. Und auch hier wieder: Schaue ich auf eine Karte, habe ich ein Bild. Eine Landschaft baut sich aus Signaturen auf und der Prozeß, wenn sich diese Scheinwelt in Realität übersetzt ist immer wieder spannend. Es sieht natürlich völlig anders aus.

Kleine Farmen, steile Ein- und Ausfahrten, sehr wellige Wiesen und lichte Waldstücke. Bis sich der Wald komplett zusammenzieht und ich einfach nur noch steige. Die Möglichkeit verschneiter Straßen hatte ich ignoriert (im letzten Jahr noch im Juni…), das geht ab einem bestimmten Punkt doch nicht mehr: Snow Zone – Traction Devices May Be Needed. Weiter, weiter, kleinster Gang, Wiegetritt, hinsetzen, trinken, Weste auf, prusten…das geht erstaunlich lang aber irgendwann ist Schluß. Neben einem anthroposophischen Volvo (Schleußig goes world) werfe ich Beef Jerky, Riegel und Gel ein, finde Wasser und lande nach Erholung an diesem hübschen Bauwerk:

Drunter durch, noch ein paar Kurven, Schnee neben der Straße, noch mehr Schnee…Schluß. Ein herbeieilender CR1-Pilot versichert mir, daß wir ca. zwei Meilen vor dem Gipfel stehen und ich frage mich, ob ich zum letzten Mal an dieser Stelle stehe. Ich denke nicht.

Also werfe ich mich in die Abfahrt und wundere mich während des Gleitens, wie weit ich mich doch hochgedrückt habe. Mein rechtes Knie signalisiert Anwesenheit und das wiederum wundert mich jetzt nicht mehr. Egal, ich biege anders ab und muß mir eine alternative Aussicht verschaffen, erwische wiederum den Historic Columbia River Highway und lande an Crown Point, einem wirklich großartigen Aussichtspunkt über dem Fluß.

Der Blick geht in Richtung der Columbia River Gorge, Elbtal ist definitv anders. Rechts: Larch Mountain. Ich muß bis kurz unterhalb der linken (nördlichen) Schulter unterwegs gewesen sein. In Richtung Portland öffnet sich das Tal und fast noch besser ist kurz darauf der Blick vom Chanticleer Point.

Danach geht es endgültig wieder nach unten, der Heimweg ist weit und mein Knie meldet sich zunehmend. Die letzten 25 Meilen sind wirklich nicht besonders lustig, ich schleiche am Flughafen vorbei durch North East Portland, esse vor einer Kirche Eis und sehne mich zu den Katzentieren. Bei denen angekommen verfolge ich mich samt aller Umwege auf GoogleMaps, das waren doch über 145 km und somit eine erstklassige Trainingsausfahrt für kommenden Samstag. Wenn der wegen Kniefragen nichts wird haben wir ein Problem.

Neben dem ganzen Freizeitvergnügen werden natürlich auch noch andere Sachen geplant. Mein Fragebogen zum Beispiel wird immer besser, und das muß er auch, wenn man sich mal fragt, wann man selbst zum letzten Mal einen solchen lustvoll ausgefüllt hat. Ich versuche so klar, präzise, verbindlich und diskret wie möglich zu sein. Ob das Ansinnen, hier mal eben im Rundumschlag die relevanten Produktionszahlen der lokalen Rahmenbauer zu erheben anmaßend ist, wird sich zeigen. Spannend find ich’s allemal, eigentlich wird es Zeit. Ich muß das selbst wissen und die eine oder andere dahinschlingernde Diskussion könnte wahrscheinlich auch mal ein paar Fakten vertragen.

Außerdem habe ich, wenn’s gut geht, am Dienstag einen ziemlich interessanten Termin.

So, mein Sonntag neigt sich seinem Ende entgegen und ich verbleibe mit einem betrübten:

In a bit:

G.

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