Beiträge vom Juni, 2009

new york city

Montag, 29. Juni 2009 15:44

Ja, ich bin spät dran.

Der Klischees zu New York gibt es viele, und man kommt wahrscheinlich auch nicht um sie herum. Die Stadt ist – soviel man eben in einer Woche einfangen kann – ganz oka…großartig! Wie gesagt, im letzten Jahr war ich krank und der Fakt daß sich dann jemand ohne meine dolmetschende Hilfe drei Tage durchschlug und immer abends mit einem dicken Grinsen zurückkam, ist nur ein Zeichen dafür. Offenheit, easy going…ein Transit-Ticket für 25$ die Woche and you’re set. Einer meiner stärksten Eindrücke ist die Vielfältigkeit der Bewohner_innen, in allen möglichen Ausprägungen. Und alle scheinen sich in der Subway zu treffen. Danach wieder hier einzufliegen in “Hipstertown”, wie Susha es nennt, fühlt sich wie die Rückkehr ins Dorf an.

Okay, was haben wir gemacht?

Den Broadway runtergelaufen und seine teilweise Verwandlung in eine Sitz- und Fahrradzone beobachtet. Die Staten Island Ferry genommen und Manhattans Skyline in Regenwolken verschwinden gesehen. Durch Chinatown treiben lassen und festgestellt, daß neun von zehn Pedelecs von Asiaten gesteuert werden. Die Brooklyn Bridge überquert und drüben ein Fotofest gefeiert, dabei unwissend an einer überirdischen Subway-Station geraucht, woraufhin der Cop den Strafzettelblock wieder eingesteckt und mir lieber die Adresse des besten Burgers der Stadt zugesteckt hat. Einen Verschwörungstheorie-to-go DVD- und Predigtstand beinahe fotografiert, was auf wenig Gegenliebe stieß. Abends im Central Park Sushi gegessen und  Rennradfahrerinnen und Pedicabs beobachtet. Den nächtlichen Times Square fotografiert und auf die Frage, was die Leute alle machten, mit “Tourists staring at tourists” geantwortet. Bike Art in verschiedenen Galerien beguckt. Auf Coney Island Holzachterbahn gefahren und im Atlantik geschwommen. Zwei Abende Bicycle Film Fest besucht sowie die zugehörige Street- und Hipsterparty. Ground Zero und das Tribute WTC Visitor Center versucht aufzunehmen (im Sinne von “Verstehen” bzw. “Erfassen”) und eine Zeitzeugentour drumherum mitgemacht. Glücklicherweise doch nochmal die Flughäfen für unsere Rückflüge nachgeschaut…

Das Bicycle Film Festival ging mit Bike Art in vier verschiedenen Galerien los, da hätte ich Frank gern dabei gehabt… Ein Fahrrad an einem Drachen aus recycleten Tüten und mit der Aufschrift “Sustainability” versehen setzt Maßstäbe in Sachen Subtilität und die Hommage an die Urban Street Warriors “da draußen” samt Schlagringlenker und Baseball Bat fegt mich auch nicht wirklich vom Hocker, weil bekannt. Ansonsten waren aber eine Reihe guter Fotografien zu sehen und interessante Installationen. Gut, die ganze Hipster-Geschichte läßt mich wieder unberührt zurück und nach einem Kurzfilm über einen BMXer in Thailand wirken die von diversen Internet Celebrities in den Regen zelebrierten Tricks dann doch etwas unbeholfen. Und wenn wir einmal dabei sind, irgendwo muß es ein geheimes Merkblatt geben “On how to act when working at a Hipster Shoppe”, weil das kann alles kein Zufall sein mit dem Wurmloch Berlin – Boston – New York – … Neben der dann auch wieder abgekauten Polemik auf eine spezielle Form urbaner Fortbewegung gab es gute Filme zu sehen, wenig Hänger und mit “Where are you go” und “The third wheel” zwei tolle, stundenlange Dokumentationen. Und Brendt Barbur, der Gründer des Bicycle Film Festivals, hatte trotz erst kürzlich zerschredderter Schulter und sichtbarer Schmerzen etwas Zeit für mich und ein Interview. Den Gegentest von out of town hatte ich mir vorgestellt und bekam ihn auch. Inzwischen hatte ich einige Termine und somit ist mir nicht mehr alles präsent, jedenfalls wurde die Portland-Welle etwas eingebremst unter Hinweis auf überaus begünstigende, nicht immer übertragbare Strukturen und ziemlich viel Selbstbezug hier vor Ort, interessanterweise die Städte mit der spannendsten Bike Entwicklung in Zukunft in seinen Augen: New York und Los Angeles. Und das ist zumindest bei letzterem eine schön kontroverse Aussage, wurde mir doch die Stadt bisher ausschließlich als Verkehrshölle auf Erden beschrieben. Ja, da hör ich nochmal rein…

Ground Zero und besonders das Tribute WTC Visitor Center sind ein heftiger Punkt, wenn man einmal die zerfetzten Kleidungsstücke und den zerbeulten Flugzeugfensterrahmen vor sich sieht und diverse SMS aus den Flugzeugen dreht man sich spätestens bei den Vermisstenanzeigen weg…schwer zu erfassen, schwer zu verstehen und doch immer wieder präsent, wenn man da unten rumläuft. Wir haben dann eine Zeitzeugentour um die Baugrube drumherum mitgemacht und das war ganz gut, ein Port Authority Angestellter und Giulianis Ex-Chief of Staff haben recht locker erzählt, wo und wie sie den Tag erlebten. So richtig weiß man danach nicht, was man tun soll.

Was man aber tun soll, wenn man nach New York kommt: Coney Island, Brighton Beach. Nicht nur werden dort die Titelbilder für den Fahrradstadtführer Leipzig geschossen, die Kombination aus leicht schäbigem altem Seebad, Sozialwohnungsbau und Holzachterbahn ist schon wirklich interessant bis charmant. Der Cyclone ist ein kleines Biest, der Strand weit und breit und ich war endlich im Atlantik, wo ich im letzten Sommer nur gelitten habe. Und da meinem Vater alles auf zwei Schienen das ist, was mir muskelbetriebene Zweiräder sind und ich ja aber auch nur der Sohn, ist schon die Anfahrt per Subway ein Erlebnis. Das ganze Streckengewirr in dieser Stadt ist es, um genau zu sein. Reinsetzen, rumgucken, treiben lassen…man ist und bleibt Tourist.

Soweit in Auszügen und mit Zeitverzögerung. Ich würde es immer wieder tun.

Der Bericht zur vergangenen Woche folgt dann in Kürze…in a bit:

G.

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to the five boroughs

Sonntag, 14. Juni 2009 4:50

Dieses Bild entstand im letzten Jahr in Philadelphia nach einer lustigen Packaktion auf einem Bahnsteig. Wir wollten unseren Flug nach Las Vegas nehmen, als man uns freundlicherweise mitteilte, daß der US Airways Flug überbucht sei. Das war dumm, weil wir so einen Demo Day in der Wüste verpaßten, und das ist super, weil es einen netten Gutschein gab. Und somit kann, darf und muß ich jetzt gleich eine Maschine in Richtung New York besteigen. Es gibt Menschen, die muß man aber mindestens alle sechs Wochen sehen, und glücklicherweise weiß ich, wer in wenigen Stunden in Frankfurt in eine andere Maschine steigt.

Also eine Woche New York, zufälligerweise ist dort auch noch Bicycle Film Festival…Nebensache. Und ich kann endlich das nachholen, was ich im letzten Jahr verpaßt habe, als ich von sechs Tagen drei im Bett dahinsiechte, als zwischendurch trotzdem dieses Bild entstand:

Und jetzt drücken Sie bitte einmal kräftig hier. Favourite!

Thanks a lot,

G.

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lord don’t slow me down

Sonntag, 14. Juni 2009 1:50

Massive material influx! Es sei abermals gesagt, daß ich hier nur anreißen kann. Die Inhalte der Interviews lassen sich schlecht kompakt und gleichzeitig umfassend darstellen, es ist einfach zu viel los und ich müßte sie mir nochmals komplett anhören…diese wunderbare Arbeit hebe ich mir für später auf. Wie immer versuche ich einen Überblick.

Donnerstag traf ich mich wiederum mit Andy Newlands, um per Rennrad hinaus zu Dave Levy von TiCycles zu fahren ins “Man Camp”, was letztendlich ein Haus im Wald beschreibt, voll mit Fahrrad-, Motor- und Kunstwerken aller Art. Männlich? TiCycles…Titan, genau. Dave ist seit 1990 im Geschäft, verlagerte vor einigen Jahren seine Werkstatt aus…richtig, Seattle, hierher und ist gerade dabei, eine multifunktionale, ziemlich große Allzweckwerkstatt in seinem Waldstück einzurichten. Neben den 25-30 Rahmen, Rahmensets und Kompletträdern im letzten Jahr macht er viele Reparaturen, rüstet Rahmen nachträglich mit S&S-Couplers aus (Kupplungen im Rahmen für einfache Zerlegbarkeit zum Beispiel auf Flugreisen) und baut außerdem Autoteile aller Art. Der Kundenstamm ist relativ regional, begonnen hat er mit einem BMX-Rahmen 1974 und in seinen Augen sind für Portands Image bestimmend: Fixie Bike Dorks. Nach einem kurzen Rundgang (sein Mitarbeiter hatte gerade ein Paket für einen ungenannten Schwarzwälder Kurbelfetischisten aufgegeben…) fuhren wir zu dritt durch’s Hügelland zum Lunch und gaben uns der Frage nach dem aktuellen Rahmenbautrend und der erwarteten Überlebensrate hin. Beide haben da einiges zu sagen, Levy ist zum Beispiel auch President der OBCA. Man sieht: Keine “Internet-Marke”. Wer kannte ihn? Ich nicht. Ich könnte mal schauen, ob ein Zusammenhang Webauftritt – Businessjahre besteht.

Weiter ging’s dann, kurz auf einen Sprung beim ACME Paintshop vorbei zwecks Erstkontakt und Gesprächstermin, und auf dem Skyline Boulevard trennten sich unsere Wege. Ergiebig! Abends ging’s zu Caleb Klauder in den Spare Room, Susha (Mitbewohnerin) steht drauf und ich jetzt auch. Und ich kann tanzen, übrigens!

Freitag war Signal-Tag. Matt empfing mich in der Werkstatt und nahm sich 90 Minuten Zeit für mich.  Er (und ich) ordnen Signal in eine Welle mit Courage ein, also junge Unternehmen mit sehr definiertem optischen Auftritt, Homepage und flickr-Stream geben da ganz gut Aufschluß. Das Logo find ich großartig. Im Geschäft seit 2008, sind die beiden ein tolles Beispiel für Rahmenbauer, die ihr Geschäft aufgrund der hier vorzufindenden Umstände starteten. Matt war lange Zeit angestellt in der Bike Gallery, reparierte dort ab und zu Rahmen und arbeitete irgendwann für sechs Monate bei Vanilla mit. Die Ankündigung der NAHBS 2008 in Portland war dann der entscheidende Funke, Signal zu starten. Paßt mir sehr gut ins Konzept. Und ja, das ist ein schneller Start, inzwischen haben sie’s sogar in dieses tolle Buch geschafft, das Rahmenbauer (keine Frau dabei) weltweit vorstellt: Custom Bicycles. A Passionate pursuit. (Empfehlung).

Und heute dann Metrofiets. Worauf sich der Name bezieht ist klar, die Amsterdam-Copenhagen-Connection gibt’s nicht nur unter Planern. Ich wußte nicht, was mich erwartet, und das ist manchmal gut. Neben der Bauchpinselei, daß die beiden durchaus eine kleine Schmiede für Ponyvelos und andere Raumgleiter einzuordnen wußten, erwies sich Jamie als Metal-Guy, der mit 14 Jahren seinen ersten Rahmen baute, mit allen möglichen anderen Löt- und Schweißarbeiten aufwuchs und 2007 mit Phillip eben dieses Unternehmen startete. Die beiden bauen und verkaufen Cargo Bikes (flickr), die vor allem lokal eingesetzt werden und mit einigen Bling-Parts und Details, die ich bisher in dieser Kategorie noch nicht kannte, aufwarten. Und ja, lokal lokal lokal. Rohmaterialien, Komponenten, Netzwerke…eingebunden vor Ort, kurze Wege, und natürlich sind sie sich auch in Portland über den Weg gelaufen. Wir sind nicht fertig geworden und werden uns wohl nochmal zum Bier treffen.

Nebenbei, überhaupt und vor allem ist zur Zeit aber Pedalpalooza. Two weeks of bike fun. Sich dem komplett hinzugeben, schafft kein Mensch.

Und eh ich versuche, das irgendwie zu beschreiben, schaue man bitte auf diesen Kalender. Zwei Wochen, 198 Events. Einhundertachtundneunzig. Ich habe das Gefühl, das läßt sich als Aussage lesen… Ich werde nicht viel davon mitnehmen können, war aber wenigstens heute mit Dirk beim Cirque du Cycling Criterium, wo wir neben zwei Stürzen (einmal Carbonrahmen an fünf Stellen gerissen…fühlt sich schon beim Danebenstehen beschissen an) einiges an Kurvenräubern sahen. Hochprofilcarbonlaufräder im Rudel und auf Speed haben diesen speziellen Sound…lustigerweise waren dort auch fünf der Leute, die ich sowieso heute noch anschreiben wollte…paßt.

Das war’s im Schnelldurchlauf. Sollte sich jemand Gedanken machen: Langweilig ist mir nicht.

In a bit:

G.

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heading north

Donnerstag, 11. Juni 2009 2:53

Donnerstag war relativ hektisch. Der zweite Interview-Versuch mit Greg Fredette hat endgültig funktioniert, ich versuche mich zu erinnern: Der Veer-Editor war ja auch deswegen interessant, da er sich dem Thema als “Außenseiter” näherte, also nicht in irgendeiner Szene involviert. Entscheidender Eindruck bei ihm: Vielfalt. Das Spektrum an “Radgruppen” ist in seinen Augen dermaßen weit gefächert, daß für jeden Geschmack irgendeine Gruppe – wie auch immer organisiert – besteht, der man sich anschließen könne. Gemein sei allen, daß sie sie sich als “community building” verstünden. Fredette selbst ist vor einigen Jahren aus Richtung Utah hergekommen, und auch bei ihm kommt, was viele andere sagen: Er hätte sich früher auch ein Leben in Seattle vorstellen können, das hat sich in Teilen geändert, und wie Jay Sycip zieht er Portland vor. Es wird fast zum Kanon: Density (Dichte), Liveability, Kultur, sowas wie Freiräume… Inzwischen gehört zu meinen Standardfragen: Where do you see this place in five or ten years? Wird sich Portland ähnlich entwickeln, so viele Menschen anziehen, sich damit verändern und verteuern oder ist diese Stadt anders strukturiert, im Gegensatz zu San Francisco/Seattle/whatever, füllbar, gestaltbar und gleichzeitig diese einfache, günstige und zugängliche “Liveability” wahrend? Dabei ist meine Frage nicht per se abwehrend oder konservierend gemeint, meine Abneigung gegen von woanders bekannte Slogans wie “Milieuschutz”  ist relativ gefestigt. Wie auch immer, als ich meinem Kaffee noch einen Schuß Zucker gönnte, schnappte ich von anderen Leuten neben mir auf: This feels so much like Seattle in the Nineties. Ich machte einen Haken und setzte mich in den Zug.

Letztendlich hab ich an dem Abend nicht viel von Seattle gesehen, mich mit meinem Kram nach Capitol Hill hochgekämpft, die abendliche Aussicht genossen und dann mit meinen Gastgebern noch in irgendeine Kneipe begeben. Am nächsten Morgen bin ich zum Bahnhof runtergeschossen, habe mein Rad abgegeben und den Bus geentert, der mich in ein paar Stunden nach Kanada hochschaukeln sollte. Fühlte sich wie Urlaub an.

Vom Bahnhof war es nicht weit bis ins Momentum-Headquarter, wo vor ein paar Stunden gerade Redaktionsschluß war. Ich bekam ein Longtail (Xtracycle Radish) gestellt, brachte meine Sachen mit Mia ins Quartier und traf mich dann mit Amy und ihrem Freund, um für den Rest des Tages am Third Beach rumzuhängen. Ich kenne die Momentum-Ladies von zwei Messen, wie gesagt das erste Magazin, das Nordamerika-weit über “everyday cycling” berichtet. Außerdem waren sie auch jeweils auf den letzten NAHBS-Shows vertreten und ich erhoffte mir davon eine Einordnung Portlands und des Custom-Rahmenbaus aus ihrer Perspektive, mit entsprechend weitem Fokus und Vergleichsmöglichkeiten. Hat funktioniert. Da ich ja auch auf griffige Zitate aus bin, freute ich mich besonders über jenes von Amy, das Jonathan Maus’ bikeportland.org zur wichtigsten nordamerikanischen fahrradthematischen Website überhaupt erhob (wir bleiben mal im Alltags- und Community-Bereich), da hier auch von außen ersichtlich ist, wie sich lokale Strömungen bündeln lassen und Raum für “community-building” und Diskussionen, letztendlich größeres politisches Gewicht erreichen läßt. Gut (und siehe wieder: Bicycle Times). Außerdem der Vergleich Portlands mit anderen Städten, der natürlich gut wegkommt, aber auch: Die Bedingungen hier (in Portland) sind halt um einiges näher am Idealzustand als in anderen, größeren Städten, die Arbeit dort ungleich härter, andere Interessenlagen…mich beruhigt ja irgendwie, daß keine Jubelarie draus wurde. Gebadet, geraucht und getrunken wurde auch, ich glaube, das war das lockerste Interview bisher, muß es mir nochmal anhören…

Der Abend ging dann noch weiter, “zu Hause” wurde gefeiert und diverse Diskussionen (unter anderem!) um Rahmenbau, lokale vs. globale Produktion und wie das überhaupt alles mal werden soll zogen sich so lange, daß wir den nächsten Morgen kollektiv ausschliefen und am folgenden Tag unsere Programmpunkte ausfallen ließen. Ich hab mich irgendwann zum Bahnhof geschleppt und in den Zug zurück nach Seattle gesetzt, was eine verdammt schöne Fahrt werden sollte.

In Seattle gab es dann ein ausgiebiges Frühstück mit Jessica und Levi  und schon wieder meinen Abschieb vom Capitol Hill. Ich machte noch eine schnelle aber nicht minder interessante Runde in der Stadt und saß dann auch schon im nächsten Zug, zurück nach Oregon. Wahnsinnig kurz geschlafen ging es am Montag Morgen zu Catherine Ciarlo, Transportation Director im Büro des Bürgermeisters. Sollte ich es als weiteres Zeichen werten, daß dieser Posten mit einer ehemaligen Vorsitzenden der Bicycle Transportation Alliance besetzt wurde? Ich denke, ich sollte. An den derzeitigen Vorsitzenden muß ich auch noch ran, im Rahmen dessen dann auch mehr zur BTA.

Morgen treffe ich mich dann wiederum mit Andy Newlands, um per Rad zu Dave Levy von TiCycles zu fahren und im berüchtigten “Man Camp” zwischen Motorenblöcken und Titanrahmen den Ipod glühen zu lassen. Wie es aussieht gibt es am Freitag einen Termin mit Matt und Nate von Signal Cycles und am Samstag werde ich voller Vorfreude ein paar Sachen für die nächste Woche zusammenpacken…

In a bit:

G.

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don’t worry

Donnerstag, 4. Juni 2009 3:28

Hallo! Bitte keine Sorgen machen ob kryptischer Andeutungen meinerseits, mir geht’s hier ganz gut bis auf ein paar blöde Fallen, die mir so ein Typ aus Leipzig manchmal stellt, aber ich werde mit ihm fertig. Und: Es gibt viel zu tun, darum stocken die Beiträge etwas und ich kann endgültig nur in Auszügen berichten. Das soll aber jetzt passieren.

Die letzte Woche begann mit einem sehr interessanten Treffen mit Sam Oakland, der sich unter anderem als treibende Kraft hinter dem 1971 erlassenen Oregon Bicycle Bill sieht. Wichtig insofern, als daß es festlegt, daß mindestens ein Prozent der Mittel für Straßenbau für Fuß- und Radverkehr ausgegeben werden müssen und damit ein Grund dafür, daß hier ein ziemlich annehmbares Radwegenetz entstanden ist.

Footpaths and bicycle trails, including curb cuts or ramps as part of the project, shall be provided wherever a highway, road or street is being constructed, reconstructed or relocated.

Außerdem: Oakland “erfand” die Bicycle Lobby, eine Gruppe, über die es noch mehr herauszufinden gilt. Unter anderem durch einen Stapel Kopien von Originaldokumenten, die er mir zukommen läßt und eine Diplom/Master(?)arbeit, die jemand über ihn und sein Wirken (?) geschrieben hat. Der Mann ist rührig, kam als junger Mann in die Gegend und hat es nach Stationen als Bike-Lobbyist, Englisch-Professor und Anwalt inzwischen zum United States Forest Service Park Ranger gebracht, was er, wie er sagt, schon immer sein wollte. Prima prima, gute Informationen!

Um die Lobbyarbeit unabhängig von Status und Geschlecht zu machen, firmierte er in den frühen Siebzigern unter “S. Oakland, Clerk” (siehe Briefkopf, Buchhalter/Schreiber), was er nicht ohne Stolz hervorhob und mich an die Gender-Expert_innen back home denken ließ, was ich sowieso ziemlich oft tu.

Jonathan Maus hatte auch Zeit für mich, dummerweise konnte ich nicht aufnehmen, da nach der wahnsinnig spannenden Aufzeichnung meiner Hinfahrt zum Treffen in der Tasche der Akku…naja, passiert, mir jedenfalls. In das Shirt wird er hoffentlich reinwachsen.

Am Montag ging es dann zu Aaron Hayes von Courage, und das war dann ziemlich gut. Er zählt zu der jungen Welle neuer Rahmenbauer, die am UBI ihre ersten Schritte in Sachen Rahmenbau taten und seitdem ziemliche Öffentlichkeit genießen. Der Best New Builder Award auf der NAHBS 2008 hat dazu einiges beigetragen, er verkauft inzwischen von Japan bis nach Schweden, interessanterweise noch kein einziges Rad nach Portland. Acht Jahre Berufserfahrung als Designer hinterlassen ziemlich deutliche Spuren auf seinen Rädern und seiner Marke, für mich einer der besten “jungen” vor Ort. It’s obviously not just about building bikes…später vielleicht mehr.

War ein sehr interessantes, langes Interview mit einigen tollen Zitaten. Framebuilding als romantischer Entwurf in der Außensicht, let’s talk about the inner facts. Wies mich auf diesen Artikel hin, den ich mir morgen vornehmen werde.

Gestern dann neben allem organisatorischem Kram ging es zu Andy Newlands von Strawberry. Er ist der dienstälteste Rahmenbauer vor Ort, baut seit 1971 und verkauft heute größtenteils Rahmenbau-Hardware. Außerdem ist er Gründungsmitglied der Oregon Bicycle Constructors Association, über die auch noch einiges herauszufinden ist, kurzer Abriß und Gründungsmitglieder hier. Talk about networking. Seine Perspektive ist eine völlig andere, viel weniger internet-driven, nach zwei Stunden hab ich die Aufnahme abgeschaltet und wir sind alte Kataloge durchgegangen, er kramte sogar einen Retrovelo-Katalog hervor und seine Frau setzte sich zu uns. Was für ein Glück: Die beiden sind der Überzeugung, daß Frans Pauwels einer der wichtigsten Begründer hiesiger Cycling Tradition ist. Und: Seine Frau hat über ihn gerade einen Artikel fertiggestellt, der bald veröffentlicht werden soll und sich seit gestern unter anderem auch in meinem Besitz befindet. Noch nicht gelesen, aber sie hat einige Leute getroffen und öffnet mir damit ein weiteres Feld, mit dem ich nicht gerechnet habe. Es gab dann Diner, zu dem ich eingeladen wurde und irgendwann endeten wir in der Einfahrt, rauchend, trinkend und mit weiteren Verabredungen. Fundstück aus der Antwort von Raleigh Industries, 1971, auf eine Anfrage Newlands hinsichtlich Rahmenbaus:

Makes me jump up and down, damit kann ich arbeiten.

Und heute dann Jay Sycip, der bei der wiederbelebten Marke Cielo im Hause Chris King die Serienfertigung handgebauter Rahmen betreut. Wie so viele ist er vor nicht langer Zeit hierher gekommen und damit perfekter Gesprächspartner für mich, wenn es um die Aufschlüsselung der Anziehungskraft geht, die Portland für (u.a.) “Bike People” zu haben scheint. Immerhin hat er Sycip verlassen, wo er 16 Jahre lang Rahmenbauerfahrung mit seinem Bruder Jeremy sammelte. Und was in punkto Anziehungskraft immer wieder fällt: Quality of Life. Ob aus Seattle, San Francisco, Los Angeles oder wo auch immer kommend, immer wieder sind niedrige Lebenshaltungskosten, Density (Dichte in allen möglichen Dimensionen), die Möglichkeit, ohne besondere Klimmzüge hauptsächlich per Rad vorankommen zu können die schlagenden Argumente, neben all den ebenso kleinteiligen Geschwistern der Bike-Szene die da heißen: Microbrews (kleine Brauereien), Coffeeshops (Kaffee…), Arts, Fashion…attracting the creative class war ein Schlagwort. Es ist schwierig, das hier alles vorkommen zu lassen, trotzdem: Tolles Ding, wenn sich das selbst entworfene Argumentationsfeld in den Gesprächen verdichtet, wenn ich teilweise genau die Sachen höre, die ich vermutet habe, wenn teilweise ungefragt die gleichen Wortgruppen fallen…es könnte wirklich schwieriger ablaufen. Rahmenbau verdient endlich einen eigenen Artikel, in dem es nicht nur um Rahmen geht.

Jedenfalls war das Sycip-Meeting ein derart ergiebiges, daß ich es mir auf dem Nachhauseweg gleich nochmal angehört habe, nachdem ich noch Gasthörer eines Treffens OBCA – bikeportland.org sein durfte. Bei hier gebrautem Bier, klar.

Morgen treffe ich dann Greg Fredette, Director hinter Veer, der für den Film ein paar Akteure der hiesigen Bike-Szene (mir gehen die Übersetzungen aus…) ein Jahr lang begleitete, was auch ganz spannend werden dürfte. Danach geht es dann per Zug nach Seattle und am Freitag weiter nach Vancouver, British Columbia, wo mich die Leute von Momentum für anderthalb Tage aufnehmen, Expertinnen für North American Cycling Cities und regelmäßige NAHBS-Besucher. Canada, here we come!

Das also mein Bericht in Auszügen, wer immer noch nicht genug hat:

Jeff Mapes (wir erinnern uns) verkauft ziemlich viele Bücher und bekommt ein Review (wieder) in der New York Times von David Byrne. Und ein semi-legales Rennen auf Kinderrädern (dark, fast and sometimes even brakeless [Reizwort included here for your convenience]) bekommt von der über Jahre Sonntag nachts durchjagten Stadt einen 10.000$-Fahrradständer geschenkt.

In a bit:

G.

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