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heading south

Montag, 20. Juli 2009 14:28

Nach diesem Interviewmarathon (der mehr oder weniger anhält), ging es auf dem Globus nach unten (Grüsse….). Vorher aber noch zu ACME, oder besser Dean Cannard, einem der Lackierer vor Ort. Und Lack (oder Pulver), das ist ein Nadelöhr in dem Geschäft. Es gibt Leute, die bauen in Titan, damit sie das Ergebnis nicht jemand anderem zur endgültigen Be-Oberflächung überlassen müssen. Eins der Gerüchte um Custom-Rahmen ist der One Armed Painter, dessen Schwiegermutter im Sterben liegt und der deshalb die Schüssel doch nicht mehr in den nächsten sechs Monaten fertig bekommt… Also, Dean meint, so Sachen kommen vor. Der Mann kann einiges, er scheint nur teilweise etwas überfahren von der Nachfrage, die dieses spriessende Rahmenbaunest generiert. Und so generiert es sich halt Alternativen, wie zum Beispiel Coat unter den Fittichen von Sacha White (Vanilla), aber dazu kommen wir später. Dean erzählte mir zwei Stunden lang und die lichtdurchflutete, grosse Werkstatt erlaubte mir auch endlich mal gute Innenansichten. Die jüngeren Ursprünge (nicht nur) Portland’scher Lackiererei liegen übrigens in der massenhaften Specialized- bzw. S-Works-Beschichtung. Stosse ich immer wieder drauf.

Und ab in den Süden (von Oregon). Der nächste Lackierer wartet, Keith Anderson. Lackierer treffen macht Sinn, weil durch deren Hände viele Rahmen von sonstwoher gehen und die einiges sehen, hören, mitbekommen. Und Keith gehört zu den Leuten im südlichen Oregon, deren Websites nicht so fancy, die aber schon etwas länger im Geschäft sind. Und eine andere Generation, wahrscheinlich nicht nur die Websites betreffend. Landshark, DeSalvo, Keith Anderson, ausserdem noch Jeff Jones, Wolfhound…alle hier, verstreut im Gelände. Und so schaffe ich es dann zwar mit den angedachten viereinhalb Stunden Autofahrzeit nach Grants Pass, suche dort aber noch über eine halbe Stunde rum, weil Google Maps die eine Sackgasse nicht kannte. Keith war gesprächig aber meine Zeit leider begrenzt.

Rahmen baut er übrigens auch, zum Beispiel den 24-Zöller hier. Aber er hat fast vollkommen umgesattelt auf Lackierung, vor Jahren schon. Warum? Weil man damit halbwegs Geld verdienen kann, besser als mit Rahmen (das muss nicht viel heissen…). Und meine Frage war dann, wieso alle Welt Rahmenbauer sein will und damit ein verdammt hartes Business starten, anstatt Lackierer zu sein. Warum gibt es keinen aufstrebenden Lackierer-Star, Gestaltungsmöglichkeiten sind ja da?

Rein ins Auto und eine Stunde weiter, nach Ashland, zum United Bicycle Institute, UBI. Ich bin zu spät (die Sackgasse), ballere über den Interstate, versuche nebenbei den Ipod für’s nächste Interview nachzuladen, es ist heiss…und dann ist er trotzdem irgendwie leer, der Akku vom Ipod. Egal, schauen wir uns erstmal um:

Was passiert hier? Mechanik- und Rahmenbaukurse (Stahl/Titan), in zwei grossen Räumen, von denen zumindest einer ständig belegt ist, Gastlehrer wie Paul Sadoff, Jim Kish, Mike DeSalvo oder auch Stammpersonal wie Gary Mathis (ex Fat Chance/IF) sprechen für sich. Im Februar 2008 waren bis zum November alle Kurse ausgebucht, die Schule besteht seit 1981 und hat Kunden weltweit. Heisst: Es gab schon Leute, die aus Australien für einen Mechanikkurs eingeflogen sind. Zwei Wochen Räder auseinander nehmen und zusammen setzen. Jedenfalls ist die Schule definitiv ein Einfallstor für die aktuelle Rahmenbauwelle, auch wenn ich bei meinen Interviews oft auch auf andere “Lehrstellen” stosse. Wie bereits erwähnt wird UBI noch in diesem Jahr eine “Zweigstelle” in Portland eröffnen (Pressemitteilung [pdf]), eine Woche später traf ich dann auch abermals Ron Suthpin, Gründer und Chef, diesmal in Portland.

Das wird die neue Bikeschool, und wenn sich alles so entwickelt, wie Ron & Co. sich das vorstellen, wird auch diese Dependance brummen, mit ausgeklügelten Angeboten und Partnern vor Ort könnte sich gar eine Art Campus entwickeln. Und: Portland ist wesentlich einfacher zu erreichen als Ashland, es gibt Direktflüge aus Asien und Europa. Dass das United Bicycle Institute USA-weit einzigartig ist, vermutet man schon, hier noch ein paar Zahlen: Bisher 12.000 Schüler und Schülerinnen aus 40 verschiedenen Ländern, davon 30% von der amerikanischen Westküste, 10% aus Kanada, insgesamt ca. 10-15% Teilnehmerinnen. Einer solchen “Women Only”-Klasse hatten wir nach dem Rundgang auch das Bier und Abendessen zu verdanken, das fast die gesamte Belegschaft dann am Abend zu sich nahm. Ein Dankeschön des letzten Kurses. Irgendwann fragte Ron, wo ich schliefe (tent or car…), um mich kurz darauf bei John & Kelly einzuquartieren. John arbeitet im UBI. Die beiden haben ein komfortables Gästezimmer und machen ausserdem ein ausgezeichnetes Frühstück.

Danach besahen wir uns die Independence Day Parade in Ashland (mehr Bilder ab hier) und ich machte mich auf in Richtung Nordost. Mein Ziel war Crater Lake, ein vollgelaufener Vulkankrater, mit 594 m zweittiefster See Nordamerikas und relativ hoch gelegen, man fährt also aufwärts zum See. Auf dem Weg dahin endlose Wälder, beklebte Autos, Postkartenaussichten und dieser Blick: Die Gipfel am Horizont gehören zum Krater. Oben sieht das so aus:

Beeindruckend, Schneekontakt, leider nicht alle Pfade begehbar. Und danach ging es dann doch noch auf eine Nachtfahrt, zurück in den Norden, beleuchtet von Feuerwerken und Gewitterblitzen, durch ein Indianerreservat und endlose Nadelwälder, auf denen ab und zu ein Truck zu überholen war und sonst nichts. Open Space, wie man’s nimmt.

In a bit:

G.

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hurry up

Mittwoch, 8. Juli 2009 1:46

Mit der Sonne ging’s quer über den Kontinent und als ich im Abendlicht hier einschwebte, war der Akku leer. Zu Hause erwartete mich eine Mail, die Peet’s Coffee als Treffpunkt für den nächsten Morgen vorschlug, ja gut, dann muß ich halt…und es war gut so. Manche Menschen sind einfach angenehm, und so einer ist Jay Graves, Chef der Bike Gallery. Als einzelner Laden gegründet ist das inzwischen ein Unternehmen mit 6 Ladenlokalen, aus denen sich die erschöpften Vorbesitzer jeweils herauskaufen ließen…die Service-Trophäen heute sieht man auf der Website. Jay ist seit Gründung 1974 dabei und kann dementsprechend gut die (Rad-)Entwicklung dieser Stadt skizzieren, seine Frau arbeitet unter anderem für’s Community Cycling Center und Matt Cardinal von Signal hat lange in der Bike Gallery geschraubt und ist heute noch für’s Artwork zuständig.

Am Nachmittag dann zu Mitch Pryor von und hinter MAP Bicycles. Hab ich schon erwähnt, dass ich ja eigentlich gedacht hatte, die meisten der Leute die ich hier treffe wären wegen Rädern hierher gekommen? Stimmt aber nicht, einige – das kommt immer wieder – sind einfach ihren Freundinnen/Frauen/Partnern gefolgt, die hier anderweitig zu tun hatten. Jedenfalls ist es bei Mitch auch so. Er teilt sich eine große (!) Werkstatt mit Joseph Ahearne, was mich das gute Dutzend vorderer Rahmendreiecke an der Werkstattdecke als Kelly Roshambo erkennen und an Basti denken liess… Okay, Mitch jedenfalls fuhr früher BMX, studierte Philosophie und baut inzwischen hauptsächlich im Dreieck Commuter / Tourer / Randonneur mit einem Anspruch, der ihm 2009 auf der NAHBS den Best City Bike Award einbrachte. Ich finde ja, dass diese Räder ziemlich “Portland” sind bzw. ich hätte sie hierher geraten, interessanterweise steht es aber gerade auf diesen nicht drauf. Keine Ortsangabe auf dem Rahmen, was uns eine ganze Weile über diese Verortung, das ganze anhängende Image und die Punkte, wo das vielleicht überspannt wird hat reden lassen. Letztenendes sehr lange, da ist jemand schön relaxt und selbständig unterwegs und weiß trotzdem, wo er von diesem Ort hier profitiert und der Ort von ihm. Gutgut. Am Ende des Tages stand die Erkenntnis, dass mehr als 4 Stunden konzentriertes Interviewen pro Tag doch recht weich machen können im Kopf.

Achso, MAPs flickr.

Weiter mit Ed Dalton von Showers Pass. Ja, das ist bike related industry und kein Rahmenbau, aber das ganze Diskussionsfeld aus lokaler/regionaler vs. überseeischer Produktion, Relevanz von Herkunft, Einsatz von Orten als Artikelnamen machte sich da schön auf. Mir fiel das auf beim Blick in den Katalog. Die Produkte heissen Club, Elite 2.0, Touring, Softshell Trainer usw. und dann gibt es eine Jacke namens…Portland. Wieso dieser Ausbruch aus dem Benennungsmuster, was sagt das über den gewählten Namen, wie stark ist diese Marke und das damit verbundene Image? Offensichtlich ziemlich. Und zumindest für die Zielgruppe ziemlich positiv konnotiert, seien das nun Leute von hier die eben auch “von hier” kaufen wollen oder Leute von dort, die gerne ein Stück mehr von hier hätten. Interessant auch die Diskussion um Produktionsstandorte, Qualitätsniveaus “hier” und “dort”… “Dort” kann man auf jeden Fall einiges, meint auch Ed. Und die Gründe, dann doch noch etwas “hier” machen zu lassen, liegen nicht unbedingt in der Qualität, die man erzielen will. Darüber haben wir gesprochen, Ed kommt aus der Schuhindustrie (Nike, Adidas, Columbia, Keen, Fila sind oder waren hier) und hat schon bei New Balance in Massachusetts Berührung mit der Standortfrage gehabt. Und das interessiert mich besonders, weil diese Fragen eben beim “hier” produzierten Custom-Rahmen genauso mitschwingen. Und ich versuche besonders dann genau hinzuhören, wenn der eben mit dem Surly aus Taiwan verglichen wird. Speaking of mitschwingings… Hier übrigens die Jacke, Modell Portland. Und Ed Dalton.

Es gibt übrigens noch ein zweites Beispiel mit dieser Produktnamengeschichte, Trek Portland. Muss ja Gründe haben. Okay, in dem Fall gibt es inzwischen auch ein Soho und ein Valencia, das Portland war aber eine ganze Weile (mit dem Madone) allein.

Weiter mit Kenji Sugahara von der Oregon Bicycle Racing Association. Das mach ich kurz, vieles steht im von Kenji verfassten wikipedia-Artikel. OBRA ist eine unabhängige, staatsweite Rennorganisation, die sich vor allem um Amateurrennen kümmert. Solche Organisationen gibt es auch in anderen Staaten, die OBRA bezeichnet sich aber als erfolgreichste unter diesen. Höchste Renndichte per Mitglied, steigende Mitgliederzahlen, 12% Mitgliederzuwachs allein in der ersten Hälfte diesen Jahres…und eine Menge an Rennen, Strasse, Cross, Short Track (Cross Country)…alles ausser Freeride. Für Portland besonders bedeutend sicher die Cross Crussade, um die ich mich nochmal gesondert kümmern muss. Wenn die Teilnehmerzahl pro Renntag vierstellig wird hat das was zu bedeuten.

Weiter ging es dann mit Sean Chaney von Vertigo, der ausschließlich Titanrahmen anbietet und seit 2006 im Geschäft ist. Und er baut hauptsächlich 29er, also Mountainbikes, was auch nicht gerade typisch ist. Besonders viele Trails gibt es in der Stadt nicht. Auch Sean ist seiner Frau nach Portland gefolgt und hat dann die Möglichkeit gesehen, sein ewiges Tüftlerinteresse (take it all apart and put all together again) in einen Beruf einfließen zu lassen. Kennt jemand die Boone-Chainguards für die 960er XTR-Kurbel? Sean hat sie entworfen, wie er auch früher schon eigene Komponenten baute und heute viele seiner Werkzeuge (Anschlußstücke für Argonumspülung beim Titanschweißen etc.). Sein persönliches Rad folgt dann auch dieser Linie und ist mit allerlei Schmäckerchen versehen, Press-Fit-Bottom-Bracket, spezielle Sockel für Paul-Cantis, integrierte Sattelstütze und integrierter hinterer Bremszug und das in Titan. Ich bekam mächtig Lust, sofort mit dem leichten Gerät ein paar Runden zu drehen.

Alles weitere findet sich in Seans flickr-stream.

Am letzten Sonntag fand dann mit der Multnomah County Bike Fair der Abschluß des Pedalpalooza statt, und sofern mir das möglich war, war ich dabei. Diverse Stände waren aufgebaut und vermittelten einen Eindruck radbezogener Geschäfte in verschiedenen Stadien. Neben handgedruckten Heften/Büchern/Magazinen, allen möglichen Arten (!) von Bekleidung mit allen möglichen aufgedruckten Fahrradmotiven, Lenkertaschen aus Duct-Tape und Uhren aus Kettenblättern mein ungeschlagener Favorit: Cycle Dog.

For active people with active dogs. Recycled collars and leaches made from reclaimed bike tubes. Handmade in Portland, OR.

Da steckt viel drin.

Außerdem gab’s sämtliche Arten von Joustings, also – wie nennt man das eigentlich sonst? – Kämpfe Fahrer gegen Fahrer, ob auf Tallbikes oder Einrädern. Außerdem Auftritte der Sprockettes, und eh ich versuche das zu erklären hier ein Video vom letzten Jahr. You get the idea. Irgendwann haben wir uns darauf geeinigt, daß das, was wir da sahen, ungefähr mit “15 people going nuts and everybody else watching” umschrieben werden konnte.

Soweit erstmal, in a bit:

G.

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new york city

Montag, 29. Juni 2009 15:44

Ja, ich bin spät dran.

Der Klischees zu New York gibt es viele, und man kommt wahrscheinlich auch nicht um sie herum. Die Stadt ist – soviel man eben in einer Woche einfangen kann – ganz oka…großartig! Wie gesagt, im letzten Jahr war ich krank und der Fakt daß sich dann jemand ohne meine dolmetschende Hilfe drei Tage durchschlug und immer abends mit einem dicken Grinsen zurückkam, ist nur ein Zeichen dafür. Offenheit, easy going…ein Transit-Ticket für 25$ die Woche and you’re set. Einer meiner stärksten Eindrücke ist die Vielfältigkeit der Bewohner_innen, in allen möglichen Ausprägungen. Und alle scheinen sich in der Subway zu treffen. Danach wieder hier einzufliegen in “Hipstertown”, wie Susha es nennt, fühlt sich wie die Rückkehr ins Dorf an.

Okay, was haben wir gemacht?

Den Broadway runtergelaufen und seine teilweise Verwandlung in eine Sitz- und Fahrradzone beobachtet. Die Staten Island Ferry genommen und Manhattans Skyline in Regenwolken verschwinden gesehen. Durch Chinatown treiben lassen und festgestellt, daß neun von zehn Pedelecs von Asiaten gesteuert werden. Die Brooklyn Bridge überquert und drüben ein Fotofest gefeiert, dabei unwissend an einer überirdischen Subway-Station geraucht, woraufhin der Cop den Strafzettelblock wieder eingesteckt und mir lieber die Adresse des besten Burgers der Stadt zugesteckt hat. Einen Verschwörungstheorie-to-go DVD- und Predigtstand beinahe fotografiert, was auf wenig Gegenliebe stieß. Abends im Central Park Sushi gegessen und  Rennradfahrerinnen und Pedicabs beobachtet. Den nächtlichen Times Square fotografiert und auf die Frage, was die Leute alle machten, mit “Tourists staring at tourists” geantwortet. Bike Art in verschiedenen Galerien beguckt. Auf Coney Island Holzachterbahn gefahren und im Atlantik geschwommen. Zwei Abende Bicycle Film Fest besucht sowie die zugehörige Street- und Hipsterparty. Ground Zero und das Tribute WTC Visitor Center versucht aufzunehmen (im Sinne von “Verstehen” bzw. “Erfassen”) und eine Zeitzeugentour drumherum mitgemacht. Glücklicherweise doch nochmal die Flughäfen für unsere Rückflüge nachgeschaut…

Das Bicycle Film Festival ging mit Bike Art in vier verschiedenen Galerien los, da hätte ich Frank gern dabei gehabt… Ein Fahrrad an einem Drachen aus recycleten Tüten und mit der Aufschrift “Sustainability” versehen setzt Maßstäbe in Sachen Subtilität und die Hommage an die Urban Street Warriors “da draußen” samt Schlagringlenker und Baseball Bat fegt mich auch nicht wirklich vom Hocker, weil bekannt. Ansonsten waren aber eine Reihe guter Fotografien zu sehen und interessante Installationen. Gut, die ganze Hipster-Geschichte läßt mich wieder unberührt zurück und nach einem Kurzfilm über einen BMXer in Thailand wirken die von diversen Internet Celebrities in den Regen zelebrierten Tricks dann doch etwas unbeholfen. Und wenn wir einmal dabei sind, irgendwo muß es ein geheimes Merkblatt geben “On how to act when working at a Hipster Shoppe”, weil das kann alles kein Zufall sein mit dem Wurmloch Berlin – Boston – New York – … Neben der dann auch wieder abgekauten Polemik auf eine spezielle Form urbaner Fortbewegung gab es gute Filme zu sehen, wenig Hänger und mit “Where are you go” und “The third wheel” zwei tolle, stundenlange Dokumentationen. Und Brendt Barbur, der Gründer des Bicycle Film Festivals, hatte trotz erst kürzlich zerschredderter Schulter und sichtbarer Schmerzen etwas Zeit für mich und ein Interview. Den Gegentest von out of town hatte ich mir vorgestellt und bekam ihn auch. Inzwischen hatte ich einige Termine und somit ist mir nicht mehr alles präsent, jedenfalls wurde die Portland-Welle etwas eingebremst unter Hinweis auf überaus begünstigende, nicht immer übertragbare Strukturen und ziemlich viel Selbstbezug hier vor Ort, interessanterweise die Städte mit der spannendsten Bike Entwicklung in Zukunft in seinen Augen: New York und Los Angeles. Und das ist zumindest bei letzterem eine schön kontroverse Aussage, wurde mir doch die Stadt bisher ausschließlich als Verkehrshölle auf Erden beschrieben. Ja, da hör ich nochmal rein…

Ground Zero und besonders das Tribute WTC Visitor Center sind ein heftiger Punkt, wenn man einmal die zerfetzten Kleidungsstücke und den zerbeulten Flugzeugfensterrahmen vor sich sieht und diverse SMS aus den Flugzeugen dreht man sich spätestens bei den Vermisstenanzeigen weg…schwer zu erfassen, schwer zu verstehen und doch immer wieder präsent, wenn man da unten rumläuft. Wir haben dann eine Zeitzeugentour um die Baugrube drumherum mitgemacht und das war ganz gut, ein Port Authority Angestellter und Giulianis Ex-Chief of Staff haben recht locker erzählt, wo und wie sie den Tag erlebten. So richtig weiß man danach nicht, was man tun soll.

Was man aber tun soll, wenn man nach New York kommt: Coney Island, Brighton Beach. Nicht nur werden dort die Titelbilder für den Fahrradstadtführer Leipzig geschossen, die Kombination aus leicht schäbigem altem Seebad, Sozialwohnungsbau und Holzachterbahn ist schon wirklich interessant bis charmant. Der Cyclone ist ein kleines Biest, der Strand weit und breit und ich war endlich im Atlantik, wo ich im letzten Sommer nur gelitten habe. Und da meinem Vater alles auf zwei Schienen das ist, was mir muskelbetriebene Zweiräder sind und ich ja aber auch nur der Sohn, ist schon die Anfahrt per Subway ein Erlebnis. Das ganze Streckengewirr in dieser Stadt ist es, um genau zu sein. Reinsetzen, rumgucken, treiben lassen…man ist und bleibt Tourist.

Soweit in Auszügen und mit Zeitverzögerung. Ich würde es immer wieder tun.

Der Bericht zur vergangenen Woche folgt dann in Kürze…in a bit:

G.

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to the five boroughs

Sonntag, 14. Juni 2009 4:50

Dieses Bild entstand im letzten Jahr in Philadelphia nach einer lustigen Packaktion auf einem Bahnsteig. Wir wollten unseren Flug nach Las Vegas nehmen, als man uns freundlicherweise mitteilte, daß der US Airways Flug überbucht sei. Das war dumm, weil wir so einen Demo Day in der Wüste verpaßten, und das ist super, weil es einen netten Gutschein gab. Und somit kann, darf und muß ich jetzt gleich eine Maschine in Richtung New York besteigen. Es gibt Menschen, die muß man aber mindestens alle sechs Wochen sehen, und glücklicherweise weiß ich, wer in wenigen Stunden in Frankfurt in eine andere Maschine steigt.

Also eine Woche New York, zufälligerweise ist dort auch noch Bicycle Film Festival…Nebensache. Und ich kann endlich das nachholen, was ich im letzten Jahr verpaßt habe, als ich von sechs Tagen drei im Bett dahinsiechte, als zwischendurch trotzdem dieses Bild entstand:

Und jetzt drücken Sie bitte einmal kräftig hier. Favourite!

Thanks a lot,

G.

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lord don’t slow me down

Sonntag, 14. Juni 2009 1:50

Massive material influx! Es sei abermals gesagt, daß ich hier nur anreißen kann. Die Inhalte der Interviews lassen sich schlecht kompakt und gleichzeitig umfassend darstellen, es ist einfach zu viel los und ich müßte sie mir nochmals komplett anhören…diese wunderbare Arbeit hebe ich mir für später auf. Wie immer versuche ich einen Überblick.

Donnerstag traf ich mich wiederum mit Andy Newlands, um per Rennrad hinaus zu Dave Levy von TiCycles zu fahren ins “Man Camp”, was letztendlich ein Haus im Wald beschreibt, voll mit Fahrrad-, Motor- und Kunstwerken aller Art. Männlich? TiCycles…Titan, genau. Dave ist seit 1990 im Geschäft, verlagerte vor einigen Jahren seine Werkstatt aus…richtig, Seattle, hierher und ist gerade dabei, eine multifunktionale, ziemlich große Allzweckwerkstatt in seinem Waldstück einzurichten. Neben den 25-30 Rahmen, Rahmensets und Kompletträdern im letzten Jahr macht er viele Reparaturen, rüstet Rahmen nachträglich mit S&S-Couplers aus (Kupplungen im Rahmen für einfache Zerlegbarkeit zum Beispiel auf Flugreisen) und baut außerdem Autoteile aller Art. Der Kundenstamm ist relativ regional, begonnen hat er mit einem BMX-Rahmen 1974 und in seinen Augen sind für Portands Image bestimmend: Fixie Bike Dorks. Nach einem kurzen Rundgang (sein Mitarbeiter hatte gerade ein Paket für einen ungenannten Schwarzwälder Kurbelfetischisten aufgegeben…) fuhren wir zu dritt durch’s Hügelland zum Lunch und gaben uns der Frage nach dem aktuellen Rahmenbautrend und der erwarteten Überlebensrate hin. Beide haben da einiges zu sagen, Levy ist zum Beispiel auch President der OBCA. Man sieht: Keine “Internet-Marke”. Wer kannte ihn? Ich nicht. Ich könnte mal schauen, ob ein Zusammenhang Webauftritt – Businessjahre besteht.

Weiter ging’s dann, kurz auf einen Sprung beim ACME Paintshop vorbei zwecks Erstkontakt und Gesprächstermin, und auf dem Skyline Boulevard trennten sich unsere Wege. Ergiebig! Abends ging’s zu Caleb Klauder in den Spare Room, Susha (Mitbewohnerin) steht drauf und ich jetzt auch. Und ich kann tanzen, übrigens!

Freitag war Signal-Tag. Matt empfing mich in der Werkstatt und nahm sich 90 Minuten Zeit für mich.  Er (und ich) ordnen Signal in eine Welle mit Courage ein, also junge Unternehmen mit sehr definiertem optischen Auftritt, Homepage und flickr-Stream geben da ganz gut Aufschluß. Das Logo find ich großartig. Im Geschäft seit 2008, sind die beiden ein tolles Beispiel für Rahmenbauer, die ihr Geschäft aufgrund der hier vorzufindenden Umstände starteten. Matt war lange Zeit angestellt in der Bike Gallery, reparierte dort ab und zu Rahmen und arbeitete irgendwann für sechs Monate bei Vanilla mit. Die Ankündigung der NAHBS 2008 in Portland war dann der entscheidende Funke, Signal zu starten. Paßt mir sehr gut ins Konzept. Und ja, das ist ein schneller Start, inzwischen haben sie’s sogar in dieses tolle Buch geschafft, das Rahmenbauer (keine Frau dabei) weltweit vorstellt: Custom Bicycles. A Passionate pursuit. (Empfehlung).

Und heute dann Metrofiets. Worauf sich der Name bezieht ist klar, die Amsterdam-Copenhagen-Connection gibt’s nicht nur unter Planern. Ich wußte nicht, was mich erwartet, und das ist manchmal gut. Neben der Bauchpinselei, daß die beiden durchaus eine kleine Schmiede für Ponyvelos und andere Raumgleiter einzuordnen wußten, erwies sich Jamie als Metal-Guy, der mit 14 Jahren seinen ersten Rahmen baute, mit allen möglichen anderen Löt- und Schweißarbeiten aufwuchs und 2007 mit Phillip eben dieses Unternehmen startete. Die beiden bauen und verkaufen Cargo Bikes (flickr), die vor allem lokal eingesetzt werden und mit einigen Bling-Parts und Details, die ich bisher in dieser Kategorie noch nicht kannte, aufwarten. Und ja, lokal lokal lokal. Rohmaterialien, Komponenten, Netzwerke…eingebunden vor Ort, kurze Wege, und natürlich sind sie sich auch in Portland über den Weg gelaufen. Wir sind nicht fertig geworden und werden uns wohl nochmal zum Bier treffen.

Nebenbei, überhaupt und vor allem ist zur Zeit aber Pedalpalooza. Two weeks of bike fun. Sich dem komplett hinzugeben, schafft kein Mensch.

Und eh ich versuche, das irgendwie zu beschreiben, schaue man bitte auf diesen Kalender. Zwei Wochen, 198 Events. Einhundertachtundneunzig. Ich habe das Gefühl, das läßt sich als Aussage lesen… Ich werde nicht viel davon mitnehmen können, war aber wenigstens heute mit Dirk beim Cirque du Cycling Criterium, wo wir neben zwei Stürzen (einmal Carbonrahmen an fünf Stellen gerissen…fühlt sich schon beim Danebenstehen beschissen an) einiges an Kurvenräubern sahen. Hochprofilcarbonlaufräder im Rudel und auf Speed haben diesen speziellen Sound…lustigerweise waren dort auch fünf der Leute, die ich sowieso heute noch anschreiben wollte…paßt.

Das war’s im Schnelldurchlauf. Sollte sich jemand Gedanken machen: Langweilig ist mir nicht.

In a bit:

G.

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