new york city
Ja, ich bin spät dran.
Der Klischees zu New York gibt es viele, und man kommt wahrscheinlich auch nicht um sie herum. Die Stadt ist – soviel man eben in einer Woche einfangen kann – ganz oka…großartig! Wie gesagt, im letzten Jahr war ich krank und der Fakt daß sich dann jemand ohne meine dolmetschende Hilfe drei Tage durchschlug und immer abends mit einem dicken Grinsen zurückkam, ist nur ein Zeichen dafür. Offenheit, easy going…ein Transit-Ticket für 25$ die Woche and you’re set. Einer meiner stärksten Eindrücke ist die Vielfältigkeit der Bewohner_innen, in allen möglichen Ausprägungen. Und alle scheinen sich in der Subway zu treffen. Danach wieder hier einzufliegen in “Hipstertown”, wie Susha es nennt, fühlt sich wie die Rückkehr ins Dorf an.
Okay, was haben wir gemacht?
Den Broadway runtergelaufen und seine teilweise Verwandlung in eine Sitz- und Fahrradzone beobachtet. Die Staten Island Ferry genommen und Manhattans Skyline in Regenwolken verschwinden gesehen. Durch Chinatown treiben lassen und festgestellt, daß neun von zehn Pedelecs von Asiaten gesteuert werden. Die Brooklyn Bridge überquert und drüben ein Fotofest gefeiert, dabei unwissend an einer überirdischen Subway-Station geraucht, woraufhin der Cop den Strafzettelblock wieder eingesteckt und mir lieber die Adresse des besten Burgers der Stadt zugesteckt hat. Einen Verschwörungstheorie-to-go DVD- und Predigtstand beinahe fotografiert, was auf wenig Gegenliebe stieß. Abends im Central Park Sushi gegessen und Rennradfahrerinnen und Pedicabs beobachtet. Den nächtlichen Times Square fotografiert und auf die Frage, was die Leute alle machten, mit “Tourists staring at tourists” geantwortet. Bike Art in verschiedenen Galerien beguckt. Auf Coney Island Holzachterbahn gefahren und im Atlantik geschwommen. Zwei Abende Bicycle Film Fest besucht sowie die zugehörige Street- und Hipsterparty. Ground Zero und das Tribute WTC Visitor Center versucht aufzunehmen (im Sinne von “Verstehen” bzw. “Erfassen”) und eine Zeitzeugentour drumherum mitgemacht. Glücklicherweise doch nochmal die Flughäfen für unsere Rückflüge nachgeschaut…
Das Bicycle Film Festival ging mit Bike Art in vier verschiedenen Galerien los, da hätte ich Frank gern dabei gehabt… Ein Fahrrad an einem Drachen aus recycleten Tüten und mit der Aufschrift “Sustainability” versehen setzt Maßstäbe in Sachen Subtilität und die Hommage an die Urban Street Warriors “da draußen” samt Schlagringlenker und Baseball Bat fegt mich auch nicht wirklich vom Hocker, weil bekannt. Ansonsten waren aber eine Reihe guter Fotografien zu sehen und interessante Installationen. Gut, die ganze Hipster-Geschichte läßt mich wieder unberührt zurück und nach einem Kurzfilm über einen BMXer in Thailand wirken die von diversen Internet Celebrities in den Regen zelebrierten Tricks dann doch etwas unbeholfen. Und wenn wir einmal dabei sind, irgendwo muß es ein geheimes Merkblatt geben “On how to act when working at a Hipster Shoppe”, weil das kann alles kein Zufall sein mit dem Wurmloch Berlin – Boston – New York – … Neben der dann auch wieder abgekauten Polemik auf eine spezielle Form urbaner Fortbewegung gab es gute Filme zu sehen, wenig Hänger und mit “Where are you go” und “The third wheel” zwei tolle, stundenlange Dokumentationen. Und Brendt Barbur, der Gründer des Bicycle Film Festivals, hatte trotz erst kürzlich zerschredderter Schulter und sichtbarer Schmerzen etwas Zeit für mich und ein Interview. Den Gegentest von out of town hatte ich mir vorgestellt und bekam ihn auch. Inzwischen hatte ich einige Termine und somit ist mir nicht mehr alles präsent, jedenfalls wurde die Portland-Welle etwas eingebremst unter Hinweis auf überaus begünstigende, nicht immer übertragbare Strukturen und ziemlich viel Selbstbezug hier vor Ort, interessanterweise die Städte mit der spannendsten Bike Entwicklung in Zukunft in seinen Augen: New York und Los Angeles. Und das ist zumindest bei letzterem eine schön kontroverse Aussage, wurde mir doch die Stadt bisher ausschließlich als Verkehrshölle auf Erden beschrieben. Ja, da hör ich nochmal rein…
Ground Zero und besonders das Tribute WTC Visitor Center sind ein heftiger Punkt, wenn man einmal die zerfetzten Kleidungsstücke und den zerbeulten Flugzeugfensterrahmen vor sich sieht und diverse SMS aus den Flugzeugen dreht man sich spätestens bei den Vermisstenanzeigen weg…schwer zu erfassen, schwer zu verstehen und doch immer wieder präsent, wenn man da unten rumläuft. Wir haben dann eine Zeitzeugentour um die Baugrube drumherum mitgemacht und das war ganz gut, ein Port Authority Angestellter und Giulianis Ex-Chief of Staff haben recht locker erzählt, wo und wie sie den Tag erlebten. So richtig weiß man danach nicht, was man tun soll.
Was man aber tun soll, wenn man nach New York kommt: Coney Island, Brighton Beach. Nicht nur werden dort die Titelbilder für den Fahrradstadtführer Leipzig geschossen, die Kombination aus leicht schäbigem altem Seebad, Sozialwohnungsbau und Holzachterbahn ist schon wirklich interessant bis charmant. Der Cyclone ist ein kleines Biest, der Strand weit und breit und ich war endlich im Atlantik, wo ich im letzten Sommer nur gelitten habe. Und da meinem Vater alles auf zwei Schienen das ist, was mir muskelbetriebene Zweiräder sind und ich ja aber auch nur der Sohn, ist schon die Anfahrt per Subway ein Erlebnis. Das ganze Streckengewirr in dieser Stadt ist es, um genau zu sein. Reinsetzen, rumgucken, treiben lassen…man ist und bleibt Tourist.
Soweit in Auszügen und mit Zeitverzögerung. Ich würde es immer wieder tun.
Der Bericht zur vergangenen Woche folgt dann in Kürze…in a bit:
G.
Dienstag, 30. Juni 2009 14:10
oh so sweet sweet kittys
Montag, 6. Juli 2009 13:32
à propos fahrradtitelbild….wir haben am wochenenden mit den herren des adfc eine schöne 100km- tour duch den leipziger norden bis nach bitterfeld gemacht….schöne seen und keine menschenseele