heading north

Donnerstag, 11. Juni 2009 2:53

Donnerstag war relativ hektisch. Der zweite Interview-Versuch mit Greg Fredette hat endgültig funktioniert, ich versuche mich zu erinnern: Der Veer-Editor war ja auch deswegen interessant, da er sich dem Thema als “Außenseiter” näherte, also nicht in irgendeiner Szene involviert. Entscheidender Eindruck bei ihm: Vielfalt. Das Spektrum an “Radgruppen” ist in seinen Augen dermaßen weit gefächert, daß für jeden Geschmack irgendeine Gruppe – wie auch immer organisiert – besteht, der man sich anschließen könne. Gemein sei allen, daß sie sie sich als “community building” verstünden. Fredette selbst ist vor einigen Jahren aus Richtung Utah hergekommen, und auch bei ihm kommt, was viele andere sagen: Er hätte sich früher auch ein Leben in Seattle vorstellen können, das hat sich in Teilen geändert, und wie Jay Sycip zieht er Portland vor. Es wird fast zum Kanon: Density (Dichte), Liveability, Kultur, sowas wie Freiräume… Inzwischen gehört zu meinen Standardfragen: Where do you see this place in five or ten years? Wird sich Portland ähnlich entwickeln, so viele Menschen anziehen, sich damit verändern und verteuern oder ist diese Stadt anders strukturiert, im Gegensatz zu San Francisco/Seattle/whatever, füllbar, gestaltbar und gleichzeitig diese einfache, günstige und zugängliche “Liveability” wahrend? Dabei ist meine Frage nicht per se abwehrend oder konservierend gemeint, meine Abneigung gegen von woanders bekannte Slogans wie “Milieuschutz”  ist relativ gefestigt. Wie auch immer, als ich meinem Kaffee noch einen Schuß Zucker gönnte, schnappte ich von anderen Leuten neben mir auf: This feels so much like Seattle in the Nineties. Ich machte einen Haken und setzte mich in den Zug.

Letztendlich hab ich an dem Abend nicht viel von Seattle gesehen, mich mit meinem Kram nach Capitol Hill hochgekämpft, die abendliche Aussicht genossen und dann mit meinen Gastgebern noch in irgendeine Kneipe begeben. Am nächsten Morgen bin ich zum Bahnhof runtergeschossen, habe mein Rad abgegeben und den Bus geentert, der mich in ein paar Stunden nach Kanada hochschaukeln sollte. Fühlte sich wie Urlaub an.

Vom Bahnhof war es nicht weit bis ins Momentum-Headquarter, wo vor ein paar Stunden gerade Redaktionsschluß war. Ich bekam ein Longtail (Xtracycle Radish) gestellt, brachte meine Sachen mit Mia ins Quartier und traf mich dann mit Amy und ihrem Freund, um für den Rest des Tages am Third Beach rumzuhängen. Ich kenne die Momentum-Ladies von zwei Messen, wie gesagt das erste Magazin, das Nordamerika-weit über “everyday cycling” berichtet. Außerdem waren sie auch jeweils auf den letzten NAHBS-Shows vertreten und ich erhoffte mir davon eine Einordnung Portlands und des Custom-Rahmenbaus aus ihrer Perspektive, mit entsprechend weitem Fokus und Vergleichsmöglichkeiten. Hat funktioniert. Da ich ja auch auf griffige Zitate aus bin, freute ich mich besonders über jenes von Amy, das Jonathan Maus’ bikeportland.org zur wichtigsten nordamerikanischen fahrradthematischen Website überhaupt erhob (wir bleiben mal im Alltags- und Community-Bereich), da hier auch von außen ersichtlich ist, wie sich lokale Strömungen bündeln lassen und Raum für “community-building” und Diskussionen, letztendlich größeres politisches Gewicht erreichen läßt. Gut (und siehe wieder: Bicycle Times). Außerdem der Vergleich Portlands mit anderen Städten, der natürlich gut wegkommt, aber auch: Die Bedingungen hier (in Portland) sind halt um einiges näher am Idealzustand als in anderen, größeren Städten, die Arbeit dort ungleich härter, andere Interessenlagen…mich beruhigt ja irgendwie, daß keine Jubelarie draus wurde. Gebadet, geraucht und getrunken wurde auch, ich glaube, das war das lockerste Interview bisher, muß es mir nochmal anhören…

Der Abend ging dann noch weiter, “zu Hause” wurde gefeiert und diverse Diskussionen (unter anderem!) um Rahmenbau, lokale vs. globale Produktion und wie das überhaupt alles mal werden soll zogen sich so lange, daß wir den nächsten Morgen kollektiv ausschliefen und am folgenden Tag unsere Programmpunkte ausfallen ließen. Ich hab mich irgendwann zum Bahnhof geschleppt und in den Zug zurück nach Seattle gesetzt, was eine verdammt schöne Fahrt werden sollte.

In Seattle gab es dann ein ausgiebiges Frühstück mit Jessica und Levi  und schon wieder meinen Abschieb vom Capitol Hill. Ich machte noch eine schnelle aber nicht minder interessante Runde in der Stadt und saß dann auch schon im nächsten Zug, zurück nach Oregon. Wahnsinnig kurz geschlafen ging es am Montag Morgen zu Catherine Ciarlo, Transportation Director im Büro des Bürgermeisters. Sollte ich es als weiteres Zeichen werten, daß dieser Posten mit einer ehemaligen Vorsitzenden der Bicycle Transportation Alliance besetzt wurde? Ich denke, ich sollte. An den derzeitigen Vorsitzenden muß ich auch noch ran, im Rahmen dessen dann auch mehr zur BTA.

Morgen treffe ich mich dann wiederum mit Andy Newlands, um per Rad zu Dave Levy von TiCycles zu fahren und im berüchtigten “Man Camp” zwischen Motorenblöcken und Titanrahmen den Ipod glühen zu lassen. Wie es aussieht gibt es am Freitag einen Termin mit Matt und Nate von Signal Cycles und am Samstag werde ich voller Vorfreude ein paar Sachen für die nächste Woche zusammenpacken…

In a bit:

G.

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don’t worry

Donnerstag, 4. Juni 2009 3:28

Hallo! Bitte keine Sorgen machen ob kryptischer Andeutungen meinerseits, mir geht’s hier ganz gut bis auf ein paar blöde Fallen, die mir so ein Typ aus Leipzig manchmal stellt, aber ich werde mit ihm fertig. Und: Es gibt viel zu tun, darum stocken die Beiträge etwas und ich kann endgültig nur in Auszügen berichten. Das soll aber jetzt passieren.

Die letzte Woche begann mit einem sehr interessanten Treffen mit Sam Oakland, der sich unter anderem als treibende Kraft hinter dem 1971 erlassenen Oregon Bicycle Bill sieht. Wichtig insofern, als daß es festlegt, daß mindestens ein Prozent der Mittel für Straßenbau für Fuß- und Radverkehr ausgegeben werden müssen und damit ein Grund dafür, daß hier ein ziemlich annehmbares Radwegenetz entstanden ist.

Footpaths and bicycle trails, including curb cuts or ramps as part of the project, shall be provided wherever a highway, road or street is being constructed, reconstructed or relocated.

Außerdem: Oakland “erfand” die Bicycle Lobby, eine Gruppe, über die es noch mehr herauszufinden gilt. Unter anderem durch einen Stapel Kopien von Originaldokumenten, die er mir zukommen läßt und eine Diplom/Master(?)arbeit, die jemand über ihn und sein Wirken (?) geschrieben hat. Der Mann ist rührig, kam als junger Mann in die Gegend und hat es nach Stationen als Bike-Lobbyist, Englisch-Professor und Anwalt inzwischen zum United States Forest Service Park Ranger gebracht, was er, wie er sagt, schon immer sein wollte. Prima prima, gute Informationen!

Um die Lobbyarbeit unabhängig von Status und Geschlecht zu machen, firmierte er in den frühen Siebzigern unter “S. Oakland, Clerk” (siehe Briefkopf, Buchhalter/Schreiber), was er nicht ohne Stolz hervorhob und mich an die Gender-Expert_innen back home denken ließ, was ich sowieso ziemlich oft tu.

Jonathan Maus hatte auch Zeit für mich, dummerweise konnte ich nicht aufnehmen, da nach der wahnsinnig spannenden Aufzeichnung meiner Hinfahrt zum Treffen in der Tasche der Akku…naja, passiert, mir jedenfalls. In das Shirt wird er hoffentlich reinwachsen.

Am Montag ging es dann zu Aaron Hayes von Courage, und das war dann ziemlich gut. Er zählt zu der jungen Welle neuer Rahmenbauer, die am UBI ihre ersten Schritte in Sachen Rahmenbau taten und seitdem ziemliche Öffentlichkeit genießen. Der Best New Builder Award auf der NAHBS 2008 hat dazu einiges beigetragen, er verkauft inzwischen von Japan bis nach Schweden, interessanterweise noch kein einziges Rad nach Portland. Acht Jahre Berufserfahrung als Designer hinterlassen ziemlich deutliche Spuren auf seinen Rädern und seiner Marke, für mich einer der besten “jungen” vor Ort. It’s obviously not just about building bikes…später vielleicht mehr.

War ein sehr interessantes, langes Interview mit einigen tollen Zitaten. Framebuilding als romantischer Entwurf in der Außensicht, let’s talk about the inner facts. Wies mich auf diesen Artikel hin, den ich mir morgen vornehmen werde.

Gestern dann neben allem organisatorischem Kram ging es zu Andy Newlands von Strawberry. Er ist der dienstälteste Rahmenbauer vor Ort, baut seit 1971 und verkauft heute größtenteils Rahmenbau-Hardware. Außerdem ist er Gründungsmitglied der Oregon Bicycle Constructors Association, über die auch noch einiges herauszufinden ist, kurzer Abriß und Gründungsmitglieder hier. Talk about networking. Seine Perspektive ist eine völlig andere, viel weniger internet-driven, nach zwei Stunden hab ich die Aufnahme abgeschaltet und wir sind alte Kataloge durchgegangen, er kramte sogar einen Retrovelo-Katalog hervor und seine Frau setzte sich zu uns. Was für ein Glück: Die beiden sind der Überzeugung, daß Frans Pauwels einer der wichtigsten Begründer hiesiger Cycling Tradition ist. Und: Seine Frau hat über ihn gerade einen Artikel fertiggestellt, der bald veröffentlicht werden soll und sich seit gestern unter anderem auch in meinem Besitz befindet. Noch nicht gelesen, aber sie hat einige Leute getroffen und öffnet mir damit ein weiteres Feld, mit dem ich nicht gerechnet habe. Es gab dann Diner, zu dem ich eingeladen wurde und irgendwann endeten wir in der Einfahrt, rauchend, trinkend und mit weiteren Verabredungen. Fundstück aus der Antwort von Raleigh Industries, 1971, auf eine Anfrage Newlands hinsichtlich Rahmenbaus:

Makes me jump up and down, damit kann ich arbeiten.

Und heute dann Jay Sycip, der bei der wiederbelebten Marke Cielo im Hause Chris King die Serienfertigung handgebauter Rahmen betreut. Wie so viele ist er vor nicht langer Zeit hierher gekommen und damit perfekter Gesprächspartner für mich, wenn es um die Aufschlüsselung der Anziehungskraft geht, die Portland für (u.a.) “Bike People” zu haben scheint. Immerhin hat er Sycip verlassen, wo er 16 Jahre lang Rahmenbauerfahrung mit seinem Bruder Jeremy sammelte. Und was in punkto Anziehungskraft immer wieder fällt: Quality of Life. Ob aus Seattle, San Francisco, Los Angeles oder wo auch immer kommend, immer wieder sind niedrige Lebenshaltungskosten, Density (Dichte in allen möglichen Dimensionen), die Möglichkeit, ohne besondere Klimmzüge hauptsächlich per Rad vorankommen zu können die schlagenden Argumente, neben all den ebenso kleinteiligen Geschwistern der Bike-Szene die da heißen: Microbrews (kleine Brauereien), Coffeeshops (Kaffee…), Arts, Fashion…attracting the creative class war ein Schlagwort. Es ist schwierig, das hier alles vorkommen zu lassen, trotzdem: Tolles Ding, wenn sich das selbst entworfene Argumentationsfeld in den Gesprächen verdichtet, wenn ich teilweise genau die Sachen höre, die ich vermutet habe, wenn teilweise ungefragt die gleichen Wortgruppen fallen…es könnte wirklich schwieriger ablaufen. Rahmenbau verdient endlich einen eigenen Artikel, in dem es nicht nur um Rahmen geht.

Jedenfalls war das Sycip-Meeting ein derart ergiebiges, daß ich es mir auf dem Nachhauseweg gleich nochmal angehört habe, nachdem ich noch Gasthörer eines Treffens OBCA – bikeportland.org sein durfte. Bei hier gebrautem Bier, klar.

Morgen treffe ich dann Greg Fredette, Director hinter Veer, der für den Film ein paar Akteure der hiesigen Bike-Szene (mir gehen die Übersetzungen aus…) ein Jahr lang begleitete, was auch ganz spannend werden dürfte. Danach geht es dann per Zug nach Seattle und am Freitag weiter nach Vancouver, British Columbia, wo mich die Leute von Momentum für anderthalb Tage aufnehmen, Expertinnen für North American Cycling Cities und regelmäßige NAHBS-Besucher. Canada, here we come!

Das also mein Bericht in Auszügen, wer immer noch nicht genug hat:

Jeff Mapes (wir erinnern uns) verkauft ziemlich viele Bücher und bekommt ein Review (wieder) in der New York Times von David Byrne. Und ein semi-legales Rennen auf Kinderrädern (dark, fast and sometimes even brakeless [Reizwort included here for your convenience]) bekommt von der über Jahre Sonntag nachts durchjagten Stadt einen 10.000$-Fahrradständer geschenkt.

In a bit:

G.

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shoreline

Montag, 1. Juni 2009 2:58

Ich mußte dringend raus, sehr dringend. Oceanside, Oregon.

Ein teures Zimmer am Meer, ein Fahrradteil weniger…geschenkt. In sechs Stunden hab ich einen Termin bei Aaron Hayes von Courage. Ich sollte noch etwas schlafen.

In a bit:

G.

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bike box, veer and prints on blogs

Samstag, 23. Mai 2009 15:18

Heute gibt’s Material. Das hier oben meine ständigen Begleiter. Der Stadtplan ist praktisch, weil er in jede noch so kleine Tasche paßt, entfaltbar auch während der Fahrt. Ganz unten rechts in der Ecke steht: “Best Cycling City in the USA since 1995 – Bicycling Magazine”. Und die sagen:

What perennially puts Portland atop our list is that you don’t need to know anything about bike lanes or city planning to see that it is a haven for cyclists. Just hang out in a coffee shop and look out the window: Bikes and riders of all stripes are everywhere. City support is important, too. In response to six fatal car-bike crashes last year, Portland rushed approval of 14 bike boxes–painted areas in front of cars at red lights that give bikes priority–at high-risk intersections, among other safety measures.

Hier ein Bild vom Februar 2008 (damals noch ohne Bike Box) und die gleiche Stelle, vor ein paar Tagen:

Immer noch/wieder mit Blumen versehen. An dieser Stelle wurde Tracey Sparling im Oktober 2007 von einem rechts abbiegenden Zementlaster überfahren, dessen Fahrer_in sie offensichtlich nicht wahrgenommen hatte, aus welchen Gründen auch immer. Um solche Situationen zu entschärfen, wurden Bike Boxes eingerichtet. Wie funktioniert das? Beim City of Portland Department of Transportation gibt es dazu einen Film. Bikeportland.org’s Bericht über die an dieser Kreuzung eingerichtete Bike Box gibt es hier (inklusive kommentierendem Video). Und wiederum: Ein Artikel in der New York Times.

“Bike advocates around the country are looking to Portland to create a model of how an American city can be a bike-friendly city,” Mr. Geller said. “We feel that, and we take that seriously.”

Sicher gibt es auch mehr als 14 Kreuzungen, auf denen es zu Konflikten zwischen rechts abbiegenden Autos und geradeaus fahrenden Fahrrädern kommt. Und: Wie es im Text zu “How to use a Bike Box” auf streetfilms.org heißt, gibt es in New York 60 Bike Boxes. Ist ja auch alles ein bißchen größer, da.

Bike Boxes bzw. die getöteten Radfahrer_innen kamen dann auch in Veer vor, einem Dokumentarfilm, den ich mir gestern Abend angeschaut habe.

Eine Besprechung gibt es hier, und es gab einen ziemlichen Verriß im Vanguard, einer lokalen Studentenzeitung. Darauf folgte eine Entschuldigung (die einigen nicht weit genug ging). Interessant sind die Kommentare im Vanguard. Ich hab mir die Reviews vorher durchgelesen und nachdem ich den Film gesehen hab…die Vanguard-Kritik ist mir ziemlich unverständlich. Okay, die Unzugänglichkeit diverser Events wurde schon mal angesprochen in der Form, daß für sich nicht irgendeiner Szene zugehörig fühlende Menschen diverse Schwellen rumliegen, die den Einstieg oder eine Anknüpfung erschweren. Aber auch hier wieder: Ich hatte beim Zoobomb nie das Gefühl, von irgendwas ausgeschlossen zu sein. Man gehört als Gast natürlich nicht zum Kern der Leute, die das Ding seit Jahren Sonntag für Sonntag am Laufen halten. Wie auch immer, der Film geht an der Stelle an die Nieren, an der die Eltern eines getöteten Radfahrers zu Wort kommen. Außerdem gibt er einen guten Überblick über die verschiedenen Strategien, mit denen sich hier Leute (und eben nicht nur Szene-Ritter) für Radverkehr in allen Formen einsetzen. Man bekommt einen guten Eindruck vom “Momentum”, vom Spaß und von der Ernsthaftigkeit, mit der das passiert.

Und weiter. Wenn ich schon ständig bikeportland.org verlinke, ist es Zeit, über die Seite und die Leute dahinter etwas mehr zu erfahren. Das werde ich am Dienstag tun, Jonathan Maus habe ich am Donnerstag endlich beim Community Budget Hearing wiedergetroffen. Bis Dienstag gibt es erstmal ein Interview in der Living in Bicycle Times. Und das ist doppelt interessant, weil diese Zeitschrift das neuste Baby aus dem Hause Dirt Rag ist, das wiederum eine der besten – wenn nicht die beste – Mountainbike Zeitschriften dieses Kontinents ist. Nun gibt es also neben Momentum und Urban Velo ein drittes überregionales Magazin, daß sich ausschließlich dem Thema Alltagsrad/Urban Cycling/(temporäre Begriffsfindungsschwierigkeit) widmet. Ein kleiner Sloganvergleich:

Your everyday cycling adventure / The magazine for self-propelled people / Bicycle Culture on the Skids

Zwei Mal Alltag, einmal “urbane” Ironie bzw. Doppeldeutigkeit (on the skids/skid/skid on the skids).

Wie auch immer, es tut sich was. (Living in) Bicycle Times ist ganz frisch, Momentum hat gerade die 4th Anniversary Issue herausgegeben und Urban Velo zählt bis jetzt 13 Ausgaben. Interessantes Detail dabei ist, daß Brad Quartuccio, Herausgeber von Urban Velo, ehemaliger Dirt Rag Schreiber ist und dort entlassen wurde, nachdem er Urban Velo als Seitenprojekt gestartet hatte. Das hatte man bei Dirt Rag eben selbst vor, was nun ja auch passiert ist.

So, hier aber endlich das Interview.

BT: It’s no secret that Portland has maybe the biggest bike scene in the United States. And obviously BikePortland.org is a major part of that community. You break some very important news and information on the site about local events, but do you see how your work can have national relevance?

JM: The site has a large national audience. BikePortland is like a big window into the bike scene…and it helps educate and inspire people from all over the country. By their nature, all blogs are connected…especially blogs in the same topical niche like bike blogs. So stories we do that have national relevance get picked up by sites in other cities.

I have also attended and done extensive coverage on national events like the National Bike Summit in Washington, D.C.—been there three years in a row—and the North American Handmade Bicycle Show. When a news or interesting story happens in other places, I will take a look at it, and if there is a clear way to connect it to Portland I won’t hesitate to cover it.

Speaking of national relevance, we just did a story about JetBlue’s baggage policy that unfairly charged someone for having a foldable bike in their checked baggage. In less than 24 hours, the manager of corporate communications for JetBlue was in touch with me and had the policy changed! He even came in and left a comment on the site.

Damit dürfte klar sein, warum bikeportland.org für mich Relevanz hat. Es ist die zentrale Seite zum Thema Fahrrad in Portland, ihre Entwicklung wiederum spricht für die überaus aktive Community und ich bin mir nicht sicher, ob ich ohne die Seite überhaupt dieses Unterfangen Diplomarbeit in der Form begonnen hätte. Jonathan Maus verdient ein Critical Shirt, mal sehen ob es ihm paßt.

Und wenn es darum geht, was in Portland alles los ist…shift2bikes.org klärt auf.

So, das war ne ganze Menge. Ich mache mich auf den Weg nach Downtown komme gerade aus dem Pub und denke dann irgendwann über den nächsten Artikel nach, in dem ich mich so langsam mal dem mysteriösen Thema Framebuilding nähern werde.

In a bit:

G.

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meeting sustainable people

Mittwoch, 20. Mai 2009 10:34

Gestern Vorgestern war ich wie gesagt Teilnehmer eines Meetings von Vertretern der Bike Industry und Bürgermeister Sam Adams. Mighty interesting! Anwesend waren unter anderem Vertreter von Sweetpea Bicycles, Chris King, Showers Pass, Bike Gallery, River City Bicycles und einige andere mehr. Adams, im Amt seit dem 1.1.2009 und vorher unter anderem als Chef des Portland Office of Transportation und des Portland Bureau of Environmental Services tätig, genießt hohe Akzeptanz innerhalb der Bike Community. Im letzten Jahr fiel mir auf, daß er (bzw. sein damaliges Büro) einer von drei Haupt(!)sponsoren der NAHBS war und offensichtlich auf Wählerstimmen aus dem Bikebereich baute.

Im gestern verteilten, zu 80% komplettierten Dokument namens City of Portland Economic Development Strategy (.pdf) heißt es dann auch:

Portland’s economic future lies in its greatest strength, the sustainable way of life that has been meticulously cultivated over the past 40 years. This strategy builds in that tradition by offering the following goal:

To build the most sustainable economy in the world.

Das klingt…durchaus ambitioniert. Und:

International Leadership in Sustainability

Portland is now positioned as the frontrunner to be the capital of the global green economy. This unique competitive position is due to the following interrelated factors:

1. Existing concentration of firms in clean technology and sustainable industries.

Portland is home to one of the most significant concentrations in the U.S. of firms in the renewable energy, environmental services, recycling, and green building sectors. In particular, the city boasts notable concentrations of green building and wind energy firms, including the North American headquarters of Vestas and Iberdrola. The metro region is benefitting from an influx of solar energy firms, which now number nearly 40.  Equally important is a growing supply of experienced employees for clean tech firms: the region possesses talent clusters 84% greater than similar sized regions for renewable energy and 43% greater for environmental services and recycling. In short, when clean tech and other green firms are seeking a location to form or expand their businesses, Portland is on the list and usually near the top.

2. Years of recognized leadership in all facets of sustainable living – green building, transit, land use, recycling, and bicycle use.

Portland has become the ultimate laboratory for innovations in alternative energy, green building and green living.  An unwavering commitment over nearly 40 years to producing and enhancing a cleaner, more sustainable lifestyle has produced a city and region at the forefront of alternative transportation use, green and energy efficient building, and promotion and usage of non‐carbon‐based energy sources.    In the race to be proclaimed the greenest city in America, Portland has the distinct advantage of actually doing more than just talking about sustainability ‐ and businesses, entrepreneurs, and aspiring green sector talent know this. Investment and talent seeking a place in the emerging green economy now gravitate to Portland.

Es ist ein städtisches und somit politisches Dokument, aber man bekommt einen Eindruck des Hintergrunds, vor dem sich Fahrrad hier abspielt. Diverse Male ist mir inzwischen auch die Bezeichnung Portlands als “Ecotopia” zu Ohren gekommen. Und als ich gestern bei New Seasons, dem Supermarkt für die grün-bewußten und entsprechend kleingeldbewehrten Konsument_innen des dritten Jahrtausends einkaufen war, waren natürlich alle Fahrradständer belegt. Auch während des Meetings angesprochen: Man brauche mehr Parkmöglichkeiten für Transporträder.

Interessant ist aber auch die Beschreibung des “sustainable way of life” als in den letzten 40 Jahren “meticulously cultivated”, also ein akribisch aufgebauter/kultivierter Lebensstil. Deswegen treffe ich mich am Freitag auch mit Sam Oakland, dem bei der Mapes-Lesung getroffenen Bike-Veteran, zum ersten tiefschürfenden Interview. “Sustainable way of life” bezieht sich offensichtlich auf mehr als Fahrradverkehr und generelle Fahrradverehrung, aber sie sind ein Teil dessen, soviel ist klar. Nebenbei bedeutet das auch, liebe Freunde des einfachen Weltbilds, daß sogar unter Bad Poster Boy Bush andere Fahrzeuge rollten als SUVs und ab und zu ein Panzer. Wer hätte das gedacht? (Es gibt tatsächlich Menschen mit offensichtlichen, teilweise unverzeihlichen Bildungslücken, die mich ob meiner Fahrradrecherchen in den USA relativ fragend angeschaut haben.)

Okay, das Meeting. Einen kleinen mentalen Freudensprung machte ich bei Adams Frage: “How to extend the brand?” Wie die Marke ausbauen? Die Marke Portland. Denn, es geht hier um Imagebildung. Es ging um Messeauftritte mit Portland-Ständen (auch Eurobike fiel), es ging um Artikel in der New York Times, und mir fällt da ziemlich schnell zum Beispiel eine Ausstellung oregonischer Rahmenbauer ein, die im letzten Jahr auf dem Flughafen zu sehen war.

Video übrigens online gestellt von der Portland Development Commission.

Kauft man sich ein Rad von hier, weil man eben an dieses “Sustainable Portland” oder auch an Cyclocross Portland anschließen will? Kauft sich jemand, der in LA wohnt und ein Rad namens Farmers Market anschafft, damit sein Bekenntnis zu einem umweltfreundlichen, ressourcenschonenden und energieeffizienten Lebensstil, und sei es auch nur für sich selbst (Man sollte als Fahrradmensch [brrr....] nie vergessen, wie herzlich egal der eigene Untersatz dem sozialen Umfeld [glücklicherweise!?!] bisweilen ist…)? Ob und inwieweit das zutrifft – neben anderen Gründen – versuche ich herauszufinden. Unter anderem werde ich schauen, wie viele Rahmenbauer_innen einen Slogan wie “Handmade in Portland, Oregon” auf Kettenstrebe/Sitzrohr etc. aufbringen und inwiefern sich Kunden explizit auf die Herkunft des Rahmens/Rades beziehen. Und ob es Sweetpeas bis LA schaffen. Wir werden sehen.

Das Meeting drehte sich auch noch um andere Punkte, Krankenversicherung, Bike-Infrastruktur, öffentlichkeitswirksames Auftreten Adams’ bei lokalen Top-Events wie der Cross Crusade und die Öffnung “subkultureller” Events für den Mainstream, Average Joe oder wie auch immer man den durchschnittlichen Bürger bezeichnen will. Am Ende versicherte man sich gegenseitig seiner Wertschätzung und ich fragte noch ein paar Interviewtermine an. Dort so einfach reinzukommen und einen Einblick in die Kommunikation lokaler Akteure zu bekommen gehört zu den unberechenbaren Zufällen, in die ich hier auf jeder Tour reingetaumelt bin. Verlassen kann ich mich nicht drauf, aber spannend ist es immer wieder.

Zum Abschluß ein Bild meines überdimensional sustainable Abendessens nach einer abermaligen Genußfahrt auf meinem neuen Haustrail hinunter zur St. Johns Bridge.

In a bit:

G.

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